Kleine Alpentour 5.-8. August 2016

Freitag, 5. August

Wenn Gedanken sich ihren Bann brechen. Am Anfang war es nur ein fixer Gedanke, mal schnell in die Alpen ein paar Hochalpenstraßen abklappern und wieder heim. 4 Tage hatte ich dafür eingeplant. Nicht gerade viel, wenn man von Leipzig erst mal in die Berge muß. Richtig los ging es erst Freitag von Jena aus. Das Wetter war mies, und sollte, je näher es den Alpen ging, noch mieser werden. So mies, daß ich mir in Regensburg erst mal bei Louis eine neue Regenpelle besorgte. Weiter ging es über Landsberg, am Chiemsee vorbei, Richtung Großglockner. Gegen Abend stellte sich dieses Ziel jedoch bald als zu vermessen heraus. Das Wasser stand mir sprichwörtlich bis zum Hals, so jauchte es. In Inzell, diese Nobelklitsche, goß ich mich in zwei Hotels jeweils so richtig am Empfang aus. Worauf mir wahrscheinlich aus Trotz jeweils richtig saftige Zimmerpreise angesagt wurden. Lecks mi am Arsch, dachte ich. Ich bin eh durch, und ein Stück kann ich schon noch fahren. Nicht viel weiter fand ich im Mauthäusl, ein Landhotel mitten im Wald eine preislich annehmbare Übernachtung. Kulinarisch stimmte auch alles. Bekommt meine Empfehlung das Haus. Und hier störte sich auch niemand dran, daß ich den Gang zum Zimmer erst mal anständig wässerte. Und sogar die AWO fand ein Stellplatz im Trockenen.

Samstag, 6. August

Das Primärziel Großglockner war von hier aus nur noch ein Katzensprung, weshalb ich am nächsten Tag nicht den direkten Weg nahm, sondern die Roßfeld-Panorama-Straße im Berchtesgadener Land avisierte. Nicht mehr so regnerisch, wie am Vortag, aber immer noch ziemlich wolkenverhangen ließen sich die Bergstraßen gut fahren. Aber ein Panoramablick war immer nur sporadisch durch Wolkenlücken zu erhaschen. Die Roßfeldstraße kostet Geld, was man sich sparen kann. Im Alpenraum gibt es weitaus aufregendere Straßen ohne Mautgebühr. Die Sache hake ich ab unter „mal da gewesen, reicht!“. Bei Hallein gehts über die Grenze weiter Richtung Bischofshofen, und dann rechts weg, zum eigentlichen Hauptziel, der Großglockner Hochalpenstraße. Ich komme südlich von Zell am See raus. Auch so ein Schickimicki-Nest, wie ich ein paar Wochen später feststellen sollte. Billig ist der Spas zum Großglockner nicht, aber kann man mal machen. Spas kostet schließlich! Und was ein S50 kann, welches ein tschechischer Landsmann hoch getrieben hatte, ist für eine AWO ein Kinderspiel. Wenn nur wieder die vielen Wolken nicht wären. Es sah ja schon spektakulär aus, wie sich minütlich das Wetter ändert oben an der Edelweißspitze. Nur den Großglockner sollte ich heute nicht mehr sehen. Dafür regnete es wieder anständig auf Abfahrt Richtung Heiligenblut. Was für Nest in was für einem Tal! Wer klischeehafte Alpenbilder sucht, dieser Ort ist prädestiniert dafür. Kleines Dorf, weiße Kirche im Zentrum, mitten in einem wunderschönen Tal gelegen, und im Hintergrund thront der Großglockner über alles. Nur daß ich dieses Panorama auch erst am nächsten Tag in voller Pracht erleben sollte. Der Zeltplatz in Heiligenblut ist absolut empfehlenswert. Mit das beste, was mir die letzten Jahre untergekommen ist. Und preislich absolut im Schnitt. Wundert mich ein bißchen, wer mit so einer Aussicht glänzen kann. Der Chef ist selber Biker und sieht auch gern Biker auf seinem Gelände. Fachgespräche finden da obligatorisch statt. Aber erst mal schnell Zelt in den Rasen fundamentiert und noch mal hoch zur Pasterze am Großglockner, die Mautkarte zählt schließlich noch. An den Aushängen an der Kaiser-Wilhelms-Höhe kann man gut erkennen, daß es um die Gletscher in den Alpen ziemlich schlecht bestellt ist. Ein Jammer das Ganze. Bei Regen geht’s wieder zurück zum Zeltplatz, wo Fleisch und Bier in der warmen Gaststube auf mich warten.

Sonntag, 7. August

Die Sonne lacht ins Zelt! Ein vermessener Blick auf die Karte. Mal sehen, was geht am heutigen Tag. Die Drei Zinnen in den Dolomiten sind der nächste Höhepunkt. Die Landschaft ist weiterhin grandios, was man von den italienischen Straßen nicht immer behaupten kann. Gegen Nachmittag erreiche ich mein Ziel, natürlich nicht ohne Maut abzudrücken. Aber war ja auch irgendwie mein Plan, ein paar Hochalpenstraßen abzugrasen. Das kostet dann eben. Ist der blanke Tourismus hier. Ein Mega-Parkplatz direkt zu Füßen der Drei Zinnen, welche man aber nur sieht, wenn man dann doch die Beine in die Hand nimmt und drumherum läuft. Ich hebe mir das für später auf, auch weil die Zeit schon wieder knapp wird, denn die nächste Übernachtung sollte schon wieder Richtung Heimat gelagert sein. Also wenigstens in Österreich. Nur nicht über den kürzesten Weg. Das Timmelsjoch schien noch ein lohnendes Objekt. Über den Jaufenpass ging es eine der schönsten Motorradstrecken zum Timmelsjoch hinauf. Hier kassieren nur die Ösis. Man kann also aus Italien kommend eine richtig geniale Strecke abgrasen und kann die selbe wieder zurück bohnern, ohne einen müden Cent dafür zu bezahlen. Nur wenn du eben weiter nach Sölden willst, muß einmal an der Mautstelle gelöhnt werden. Das mit dem Spas hatte ich ja schon. Sölden, durchfahren, ohne Worte das Nest. Hatte eh mein Seidenschal nicht mit. Kurz hinter Sölden finde ich mein Nachtquartier. Der Platz ist gefüllt mit Bergsteigern, die natürlich auch nicht in Sölden campen wollen. Ich finde mit meinen Zeltnachbarn ein paar gute Gesprächspartner, nur warmes Wasser finde ich nicht. Ein Boiler für einen Zeltplatz, ich glaube, da hat sich wer leicht verrechnet. Auch sonst ist das Niveau hier ziemlich am unteren Ende der Skala. Der Preis lässt hier viel höheres erwarten. Das sind Erfahrungswerte.

Montag, 8. August

Am Abend wollte ich in Jena sein, oder zumindest nah dran. Einen Reservetag hatte ich ja noch in der Hinterhand, ich mußte also nicht auf Teufel-komm-raus die Heimat erreichen. Beim Karte studieren wurden wieder vermessene Pläne geschmiedet. Das Pitztal und das Kaunertal liegen um die Ecke. Und dann schauen wir mal, wieviel Zeit und Weg danach noch übrig ist. Das Pitztal ist für Alpentouristen eigentlich unspektakulär, da es am oberen Ende des Tals keine großen Touristenbauten gibt. Man könnte es als Geheimtipp gelten lassen, wenn man in Natur auf der Terrasse seinen Kaffee mal ungestört von Massenaufläufen genießen will. Denn immerhin, einen Gasthof gibt es da. Danach einmal talabwärts, links rum, und rauf ins Kaunertal. Eine grandiose Piste, die – klar, Geld kostet – aber landschaftlich wieder vom Feinsten ist. Mit ein dermaßen breiten Grinsen im Gesicht lass ich die AWO die Bergstraße hinauf kreiseln, daß ich denke, mir scheint die Sonne aus dem Arsch. Oben gibts erst mal Kinnlade runter, weil einem wieder der blanke Tourismus ins Gesicht springt. Großer Glasbau, Seilbahnen auf jeden noch so abgelegene Kuppe, und ein Gletscher, der bald keiner mehr sein wird. Man versucht mit weißen Spanntüchern das Schlimmste zu verhindern. Aussichtslos in meinen Augen. Ich gönne mir in diesem Touristenaquarium dann doch eine Mahlzeit und mach mich nun auf den Weg Richtung Heimat. Gegen 9 bin ich kurz vor Donauwörth und es brauen sich Sommergewitter zusammen. Der Hintern und die Zeit ist eigentlich reif für Siesta, aber soweit ist die Heimat dann doch nicht mehr. Ein kurzer Anruf in Jena, daß ich nach Mitternacht in Jena aufschlage, und der Drops ist gelutscht.

Am nächsten Tag wache ich in einem warmen und trockenen Bett auf. Mit der Liebsten im Arm und Sonne aus dem …

 

 

Total distance: 2140.67 km

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