Tour de France

Tag 13 (24/06) – Wiedergeburt

Früh aufgestanden, also kurz vor 7. Kurzes Frühstück, und schnell rüber nach Lons, den Mitnehmer abholen. Weiter nach Lacq zur Mopete und die Bastelei beginnt. Ich bekomme in der Werkstatt einen Platz zugewiesen und kann mir auch etwas Werkzeug leihen. Hammer, ganz wichtig. Der Mitnehmer ist schnell gewechselt. Am Motor sind Kolben und Zylinder auch schnell demontiert. Ölwanne wird auch entfernt, könnte ja was an Metall drin liegen, was noch nicht am Magneten der Ablassschraube klebt. Das abgelassene Öl spricht auch ein bißchen Bände von Metallabrieb. Gegen Mittag ist alles vorbereitet und ich beisse in die Knifften. Nun heißt es warten. Ab 13.45 Uhr, dem Ende d3s Anlieferungszeitfensters, beginne ich langsam nervös zu werden. 14.30 schlägt UPS auf und übergibt mir mein Paket. Freu! Der Rest ist wieder Routinearbeit. Bis zum ersten Tuckern sollte ich nun voller Euphorie sein und mich hingebungsvoll dem Zusammenbau widmen. Wenn, ja wenn da nicht wieder eine klitzekleine Kleinigkeit wäre. Wie? Die 30 Grad in der Werkstatthalle? Juckt mich nicht. Nein, ich hatte da noch was im Keller liegen, was mich vor genau fast einem Jahr genau so fassungslos machte. Wer ahnt es? Genau, es der zweite Kolben von Ossi. Ossi! Im Osten hatten wir aber damals schon bessere Qualität abgeliefert. Es ist wie ein Dejavue von Alta letztes Jahr in Norwegen. Auf einer Seite rutscht der Kolbenbolzen durch, auf der anderen klemmt er. Ich kniee deprimiert vor meinem Motor und weiß, daß ich den Pfeffer zu Hause wieder rausschmeißen kann. Abgesehen davon ist der Kolbenbolzen ein echtes Schwergewicht, was ich auch sofort nach den ersten Metern zu spüren bekomme. Sei es drum, der Kram muß zusammen und ich hier raus. Die Mopete läuft auf Anhieb und ich pack alles zusammen. Bedanke mich mehrfach bei der Belegschaft und vor allem bei der Sekretärin, mit welcher ich die Sprachbarriere mittels Übersetzungstool ganz gut hinbekommen hat, und die mir auch als Dolmetscherin für den franzsösischen Automobilclub diente. Sie kümmert sich sogar um den Rückversand nicht mehr benötigter Teile. Das kaputte Zeug geht gleich zurück zu Lutz in die Werkstatt. Mal sehen, ob ich bei bei dem Regres in Anspruch nehmen kann. Ich lachmich schlapp. Nee, doch nicht. Der hat meinen Kellerschlüssel. Dammig.
Kurz nach 5 verlasse ich den Point of no return und schussle mit anständig vibrierendem Motor Anke aufm Zeltplatz in Amarits entgegen, welche sich einen bunten Tag gemacht. Und sie berichtet hier gleich von ihren Taten.

Nachdem mein Chevalier vom Hof geritten ist hatte ich erstmal Freizeit. Viel Freizeit. Einen ganzen Tag mit mir allein. Es dauerte eine kleine Weile, bis ich mir eine Strecke ausgesucht hatte mit vielen Kurven, nicht zu lang. Ein wenig Öl nachgefüllt und ab auf die Straße. Ich schaute allerdings nicht mehr aufs Navi, mein Kopf wollte auf einmal diese wunderschöne Strecke, die wir gestern mit dem Golf gefahren sind. Und ich habe tatsächlich alles aus der Erinnerung heraus gefunden. So ganz flurirre kann ich also doch nicht sein. In dem Nest, das wir gestern noch durchwanderten, bin ich durchgeplauzt, die Teermaschinen von gestern waren weg. Bis hoch zum „Durchfahrt verboten“ Schild, selbiges ignoriert und ab in den Wald, bis hoch zum Grotteneingang. Da hab ich erstmal komisch geguckt, denn ein verrammeltes Blechtor gebot Einhalt. Schade, ich wäre wahrscheinlich mit Walli reingefahren. Andererseits auch wieder gut, denn bei der Größe der Höhle kann nicht einfach Hinz und Kunz rein. Da hätte die Bergrettung wahrscheinlich zu viel zu tun. Na gut, Strecke wieder zurück, macht ja auch Heidenspaß. Viele Kurven. Aber es ist verdammt heiß. Ich beschließe, trotzdem Richtung Großstadt zu düsen, die nächste ist „Pau“. Kaum drin, will ich schonwieder weg. Die Hitze ist unerträglich. Unter Palmen auf einem Marktplatz habe ich einen schönen fettigen Camembert halb verdrückt und danach noch eine Kugel Eis. Vati hätte gesagt, dass mir schlecht werden würde. Wurde es aber nicht. Das Navi habe ich beauftragt, mich aus der Stadt rauszuführen und dann bin ich auf dem Weg Richtung Campingplatz. Die Wolken unterwegs werden immer dunkler. Das wird doch wohl kein schlechtes Zeichen sein? Ich habe noch nichts vom Chevalier gehört. Auf dem Campingplatz angekommen, rufe ich ihn erstmal an und erfahre, dass die *karre läuft. So richtig glücklich hört er sich aber nicht an. Ich schiebe es auf die Hitze. Der Rest meines Tages ist schnell erzählt, ich habe wegen des drohenden Unwetters erstmal die Terrasse eines unbewohnten Bungalows assimiliert und war mit räumen beschäftigt. Dann köchelte schon die Tomatensoße auf dem Kocher, als endlich das erlösende Geräusch zu vernehmen war. Jetzt sieht es wieder komplett aus. Meine Walli und *karre friedlich nebeneinander.

Details
20200624

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert