Prolog
Rückblick 2021¹: England im Blick, und Corona im Nacken. Reisen in mehr oder weniger ferne Länder werden zur Glücksache, da jedes Land sein eigenes Süppchen bezüglich Einreisebestimmungen kocht. Und die Briten haben ein ganz besonderes Süppchen angerichtet. Coronatest bei Einreise, nach einigen Tagen noch mal, und noch mal … und nur britische Tests sind zugelassen zu einem sündhaft teuren Preis. Ein Tag vor Abreise ändert sich somit mein Ziel auf das entspanntere Skandinavien.
Bye bye, ihr komischen Briten!
2024: Nun also doch Britannien! Wo man in Wirtschaftskrisen Kokosnüsse bemüht und auf Chamelot der Fernsehempfang versagt.
Mein Vehikel (Simson 425 Sport / AWO / Dreckskiste / coolste Karre der Welt) kommt hoffentlich ohne das imitierende Aneinanderschlagen von Kokosnüssen durch das Land von Whisky und Röcken, Burgen und Seemonstern.
Das Antriebsaggregat läuft seit letztem Jahr Norwegen wie ein Bienchen. Nur das Abtriebsaggregat, auch Getriebe genannt, bedurfte einer Grundsanierung. Dabei durfte ich Goldstaub aus dem Regal einer mir freundlich gesinnten Person entnehmen. Den Namen darf ich aus Gründen nicht nennen. Es ist nun das best funktionierende Getriebe, welches ich seit Anbeginn meiner AWO-Zeitrechnung fahren darf.
Arbeitsbedingt hat sich ein Wartungsstau am Motorrad bis kurz vor Start ergeben. So hab ich 3 Tage vor der Angst den Gasbowdenzug wechseln müssen, der die Reise wohl nicht mehr überstanden hätte. Kinderkram, früher hab ich in der Nacht vor dem Start Motoren oder Schwingenlager gewechselt. Ein neues Koffersystem findet auch seine Premiere. Koffer aus dem Fotobereich, leicht stabil und wasserdicht. Warum ich nach Jahrzehnten Rumprobierens mit Sattel- und Packtaschen, sowie Alukoffer erst jetzt als Hobbyfotograf auf Fotokoffer komme, versteh ich selber nicht ganz.
Gegen 2.30 ist alles gepackt und ich bin startbereit und freue mich auf die letzte Nacht im heimischen Bett, in der ich nun noch mal richtig ausschlafen kann. Also so ein bißchen …
Die Reise selbst erlebt wieder detaillierte Planung über Streckenverlauf wie all die Jahre zuvor: Immer der Nase nach! 3 Ausnahmen gibt es. Für „Laase uns vor Liddow lagern“, ein kleines familiäres Treffen auf der Insel Rügen nehme ich einen kleinen Umweg in Kauf. Ebenso wird die Fähre nach England im voraus gebucht. Im Vorfeld hab ich ja schon geschaut, was man sich in Britannien so alles anschauen sollte und hab einfach zu viel gefunden. Also hab ich das schnell wieder aufgegeben und wollte das einfach auf mich zukommen lassen. Zuviel Plan erzeugt nur Druck. Aber: die Entdeckung eines Oldtimer-Motorrad-Club auf Shetland wollte ich mir nicht entgehen lassen. Und so habe ich Tage zuvor Kontakt mit El Presidente vom Club aufgenommen und etwas die Lage gecheckt, ob es was zu sehen gibt während meines Besuches und wie es bezüglich Unterkünften auf der kleinen Insel ausschaut. Die Antwort zusammengefasst: Yes.