25/8 Shetlandausfahrt und Claire White live

Ich hab zum Frühstück noch nicht mal Platz genommen und werde schon ins erste Gespräch verwickelt. Ein deutsches Pärchen – diesmal keine Schweizer – spricht mich auf die AWO an und wir plaudern ein Weilchen im Stehen über das Reisen. Danach mache ich mir bei Kaffee und Toast Gedanken, wie ich den heutigen Tag gestalte. Und wie ich noch so vor mich hingrüble, vernehme ich hinter mir einen mir inzwischen wohlbekannten Dialekt. Aha, nun also doch wieder Schweizer, und auch wir unterhalten uns angeregt über das, was uns Menschen an fremden Ländern fasziniert und die Erinnerungen daran, von denen wir lange doch gern und lange zehren. Wir haben die Frühstückszeit bereits um eine Stunde überzogen, als wir beschließen, doch noch mehr aus dem Tag zu machen. Just in dem Moment bekomme ich von Colin eine Email, daß in Lerwick um 14 Uhr eine Ausfahrt der einheimischen Motorradfreunde stattfindet. Ok, damit ist der Wandertag gestrichen. Ich finde mich mit ein und bin natürlich der Hingucker mit der AWO. Umgedreht bin ich wieder etwas enttäuscht, da ich wieder keinen echten englischen Oldtimer zu Gesicht bekomme. Das älteste Maschinchen ist eine BMW R60, Baujahr 74. Ich hingegen dürfte das jüngste Mitglied in der Runde gewesen sein. Geht den Einheimischen etwa der Nachwuchs aus? Ziel ist Lunna Church, eine kleine abgelegene Kirche etwa 38km nördlich von Lerwick. Und wie überhaupt überall auf der Insel fährt man vorsichtig und gesittet. Keine Raserei oder Drängelei. In Deutschland ist dies ein eher hoffnungsloser Fall. Bei Sonnenschein erreichen wir die kleine Kirche, als In Trachten gekleidete Menschen das kleine Haus verlassen. Zwei von ihnen kann ich noch um ein schnelles Portrait bitten, bevor sie sich wieder in zivile Kleider hüllen. Den Grund der Verkleidung erfahre ich leider nicht. Als ich mir so die alten Grabsteine betrachte, vernehme ich auf einmal wunderbare Geigenklänge aus dem Innern der Kirche. Mich zieht es sofort hinein, um der Quelle der Klangkunst auf den Grund zu gehen. Es scheint sich wohl um eine Promotionaufnahme oder so etwas zu handeln, da alles unter der Anweisung eines Videografen geschieht. Wie ich im Anschluß an das komplett vorgetragene Lied auf Nachfragen erfahren durfte, handelt es sich Claire White an der Geige und Robbie Leask an der Gitarre. Ich bin kein ausgewiesener Kenner shetländischer (blödes Wort, stimmts?) Musik, aber es hat schon was von einheimischer Folklore. Eine Schallplatte haben sie stehenden Fußes nicht dabei. Konnten sie ja nicht mit rechnen, daß da zum Sonntag Nachmittag der Steppi mit Sonderwünschen um die Ecke biegt. Nach dem kulturellem Highlight gehts über kleine Schlängelstraßen wieder zurück gen Süden. Colin und ich verabschieden uns kurz vor Scalloway und verabreden uns um 8 Uhr Montag Morgen am Hafen, um anschließend den ersehnten neuen Wellendichtring zu ergattern. Wieder im Hotel gibts erst mal eine heiße Dusche, und anschließend einen Kaffee, auch in heiß.

So, und warum mach ich Ausfahrt, wenn doch der Wellendichtring kaputt ist? Naja, es ist halt feucht unterm am Motorblock und solche Lecks haben die unangenehme Eigenschaft, im Laufe der Zeit nicht gerade kleiner zu werden. Naja, jedenfalls liegt mir das schöne Öl ja noch nicht zu Füßen, so das die Entscheidung für die Ausfahrt ein abwägbares Risiko ist. Ansonsten bin ich hier ja in guten Händen, sollte es doch zu einem größerem Problem werden. Gut, daß ich das Problem hier überhaupt angehen kann und mir ein paar Enthusiasten organisatorisch oder mit Garage helfen können. Einsam in den Highlands wäre das Problem unter Umständen schwieriger zu händeln. Insofern hoffe ich, daß ich die 2 Tage Verzug am Ende verschmerzen kann. Schauen wir mal.

Der erhofften Sonnenuntergang südlich von Scalloway und die Ausschau nach Seelöwen am Abend fallen leider dem Regen zum Opfer. Mal gewinnt man, mal verliert man.

Total distance: 99592 m

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