26/8 Ring der Freude

Ein Wecker im Urlaub ist eigentlich das letzte, was ich da sehen und hören will. Aber Colin und ich wollen schließlich noch einen neuen Dichtring auftreiben und natürlich auch verbauen. Lerwick ist hierfür genau die richtige Adresse, da es hierfür Auto, Werkzeuge, und vor allem Schiffsbau alles gibt, was in dieser Richtung benötigt wird. Beim zweiten Laden halte ich meinen ersehnten Dichtring in der Hand, bzw. zwei, man weiß ja nie. Es geht nun auf kürzestem Weg zu Colins Garage, sehr aufgeräumt das ganze und es ist wirklich alles Werkzeug da, was man braucht. Colin wohnt auf einem Hügel und hat einen wunderschönen Blick über Lerwick bis zum Meer hinaus. Nachdem ich den Ausblick genießen durfte, gehts nun ans Werk. In nicht mal 20 Minuten hab ich mich zur Kupplung durchgekämpft. Ich improvisiere mir einen Hebel zurecht, um Druck von der Kupplungsscheibe zu nehmen und die Muttern lösen zu können. Kurz danach muß Colin kurz seine Zweitgarage wegen zweier Schrauben aufsuchen, und die Schwungscheibe abdrücken zu können. Macht man eigentlich mit Spezialwerkzeug, aber was willste machen unterwegs. Als der Blick frei wird auf den Kurbelwellenstumpf wird das Malheur sofort erkannt. Der WeDi hat die Segel gestrichen. Noch nicht gravierend, aber doch so, das es die nächsten 1000km zu einem „So gehts nicht weiter!“ gekommen wäre. Und wenn das Öl erst mal bis zum Kupplungsbelag vordringt, dann flutscht die Sache zwar, nur in dem Fall würde ich es als alles andere als freudig zur Kenntnis nehmen. Also lieber man, als man hätte. Gegen Mittag kurz vorm fertig werden kommt noch ein Nachbar von Colin herein geschneit. Ein lustiger Kauz, auch schon über 80. Colin meint, bei dem schauen wir nachher noch mal in die Garage, er hat da noch einige sehenswerte Schätze zu stehen, da mich doch so alte Sachen interessieren. Zuerst gehts aber runter nach Lerwick. Colin macht mit mir einen kleinen Stadtrundgang und wir essen noch eine Kleinigkeit in seinem Lieblingsimbiss. Es gibt eine Art Burger, aber mit richtigem Fleisch von der Insel und nicht so ein McDoof-Kram. Dazu eine Tasse Tee und ein Stück Sahnetorte. Interessante Zusammenstellung, aber ich hab ja gesagt ‚Colin bestell du, ich zahle‘. Aber geschmeckt hat beides richtig gut. So, nun noch die Schätzchen seines Nachbarn bestaunen. Wir fahren wieder up on the hill und betreten Joes heilige Hallen. Joe ist nicht nur begeisteter Sammler alter englischer Motorräder sondern begnadeter Uhrmacher, was er sich aber selber als Hobby angeeignet hat. Er hat also die Garage, nein Doppelgarage, voll mit Zeug, was Männerherzen höher schlagen lässt. Sicher auch einige Frauenherzen. Man möchte in jeder stöbern, um noch die letzten Schätze zu entdecken. Leider habe ich aufgrund der Enge und der nicht optimalen Ausleuchtung nicht die Möglichkeit, vielleicht neues Bildmaterial für meinen Kalender zu erhaschen. Ich versuche aber doch einige Details einzufangen, um sie zu Hause in Motorradkreisen mal einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Nicht wahr, Torsten, Raik? Ich mußte als bis zum letzten Moment warten, bis ich die ersehnten Rudges, Nortons und Ariels bewundern durfte. Der Check in zur Fähre lässt sich nicht weiter verschieben, und so ist es nun leider an der Zeit, mich von Joe und Colin zu verabschieden. Es fällt mir schwer, meinen Dank an Colin für all die Unterstützung in richtige Worte zu fassen. In solchen Momenten schmerzt es schon ein wenig, daß ich da in broken english ziemlich was zusammen stammle. Ich werde mich jedenfalls noch auf andere Art und Weise bei Colin bei Colin bedanken.

Auf der Fähre entdecke ich beim Abschiedsfoto auf dem Deck noch Thomas wieder, welchen ich bereits im Brae Hotel kennen lernen durfte. Der Eidgenosse, welcher Europa der Länge nach durchradelt. Es folgen wieder zwei Stunden feiner Konversation in der Lounge, bis ich Mühe habe, die Augen offenzuhalten. Auch wir verabschieden uns herzlich und ich begebe mich in die Pod Lounge, dem Schlafraum. Aus der Hinfahrt habe ich gelernt und mir diesmal den Schlafsack mitgenommen, welchen ich vor meinem Sessel auf dem Fußboden ausbreite. Ist schon irgendwie bekloppt. Da bucht man einen Schlafsessel und legt sich dann davor auf den Fußboden. Aber die Buchung war nun leider vor der Erkenntnis der Hinfahrt, also was solls. Ich rolle mich in meinen Schlafsack, und jetzt lasse ich erstmals sacken, wo ich gerade die letzten 4 Tage verbracht habe. Mit AWO. Goodbye Shetland, goodbye Colin und die anderen Kameraden, die mir eine große Unterstützung waren.

Total distance: 26357 m

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