Nein, der Titel ist keine Anspielung auf die britische Fernsehserie. Eher habe ich durch die Umrundung Großbritanniens inklusive Irlands mit der AWO selbiges ein Stück kleiner gemacht, als es einem vielleicht schon aufgrund der Historie vorkommt. Nun also die letzte Etappe im Linksverkehr, mit dem ich bis auf ein paar kleine Ausnahmen trotz aller Befürchtungen gut zurecht gekommen bin. Zum Beispiel, daß ich im Kreisverkehr brav im Uhrzeigersinn einfahre, aber vielleicht trotzdem nach rechts schaue, ob da nicht was von der Seite kommt. Ich glaube, ich habe ein oder zweimal für dicke Augen gesorgt. Woran ich mich nicht gewöhnt habe, als Fußgänger die Straße zu überqueren. Es war immer ein komisches Gefühl schon mitten auf der Fahrbahn zu sein und dann zu überlegen, ob ich überhaupt zur richtigen Seite geguckt habe. Naja, ich schreibe, also bin ich wohl noch.

Von den vielen Möglichkeiten nach Frankreich zu gelangen, entscheide ich mich für Portsmouth nach Cherbourg. Gute 300km Wegstrecke, die Fähre legt 22 Uhr ab. Genug Zeit, die Sache in Ruhe anzugehen. Den ersten Teil plane ich eher geradlinig ohne Abstecher ins Grüne. Je nach dem, wie sich der Tag entwickelt, kann ich Nachmittag immer noch mal hier und da ein Kleinod abseits der Zielroute aufsuchen. Auch wenn Sightseeing heute nicht im Vordergrund steht, die Augen bleiben wachsam, ob es nicht rechts und links doch noch was zu entdecken gibt.

Kilometer 25, ein Tower hinter Bäumen versteckt. Zwecks Kontrolle abgebogen und, freu, ein richtig schönes Kastell namens Stokesay Castle. Kein kleines, doch auch kein großes. Es wirkt sehr anziehend, und statt nur von außen einen Schnappschuß einzufangen, ergattere ich mir sogar ein Ticket. Und weil es noch so früh am Tage ist, bin ich auch noch der erste. Ich muß sogar noch 5 Minuten warten. Die Kassieren zeigt auf das Kastell und meint, erst wenn das Zeichen von dort kommt, darf sie einlassen. Das Zeichen kommt. Ob ich es sehe, will sie wissen, dabei weiß ich garnicht, auf was ich gucken soll. Ich darf hinein, auch ohne das Zeichen der Zeit zu erkennen. Alles sieht sehr schön gemacht aus und man bekommt auch einen guten Eindruck, wie man früher so darin gecastelt hat. Als ich ganz am Ende den Souvenirshop verlasse, erspähe ich noch ein Foto von 1850 oder so und traue meinen Augen nicht. Das Kastell war völlig zerfallen und wurde im 19. Jahrhundert erst wieder Stück für Stück saniert. Hamse fein gemacht.

Kilometer 58, an einer Halle erspähe ich 3 Traktoren älterer Epochen. An der Halle steht in großen Lettern Auction. Also abgebogen und mal schauen, ob es was zu schauen gibt. Im Empfangsbüro frage ich, ob ich gucken und fotografieren darf. Darf ich, und so betrete ich die Halle und kipp bald aus den Latschen! Für das, was da mir direkt zu Füßen steht nehmen andere Hallen, auch Museum genannt, mitunter heftig Eintritt. Junge, da legst di nieder, was da alles steht. Ganz profane Sachen, wie alte Renaults, und lumpige BMWs, aber eben auch Lotus und Ferrari, englische Cabrios, aber vor allem auch Vorkriegs-Oldtimer. Damit hatte ich nicht gerechnet. Kann man auch alles kaufen, und manche Preise schienen mir auch ganz human. Hab den Ferrari trotzdem stehen lassen. Wer eine AWO hat, braucht so’n Firlefanz nicht.

Einmal die Ecke rum stand ich auch schon vorm Hampton Court, ja fast schon drin. Ein burgähnliches Herrenhaus, dessen Ursprung in das Jahr 1427 zurück reicht.

Kilometer 182, ich liege gut in der Zeit und beschließe, nun doch noch ein paar Nebenstraßen mitzunehmen. Kein Fehler, wie ich feststellen durfte. Nur das Wetter schien sich langsam wieder Richtung ‚Wasser von oben‘ zu entwickeln.

Die Weiler Netherton und Wield, jeweils in einem grünen Tal gelegen, hatten etwas verwunschenes, daß sich auch nicht offenbaren wollte oder sollte. Kunstvoll geschnittene riesige Hecken hielten das meiste der schmucken Häuschen verdeckt. So romantisch und abgelegen wohnt hier bestimmt nicht Bauer John …

Bei einem Check, wie weit ich meine Route noch ausdehnen darf, bemerkte ich eine mächtig dunkle Wand im Rücken auf mich zukommen. Selbst in Regenklamotten wollte ich mir das nicht unbedingt antun. Also schnell die Pelerine übergestreift, die nächstgelegen Tankstelle ins Visier genommen, und den Namenszusatz ‚Sport‘ meiner AWO alle Ehre gemacht. Und wie es der Zufall will, hat mich das Schicksal in die richtige Ecke gelotst. Ich erreiche mit den ersten Tropfen einen trockenen Platz unterm Tankstellenvordach und bemerke noch aus dem Augenwinkel eine Ansammlung von vielleicht 30 oder 40 Motorrädern auf einem Platz neben der Tankstelle. Wer bitte schön macht denn mitten in der Woche eine große Ausfahrt, noch dazu bei dem Wetter? Hm, Kaffee hatte ich gerade erst und die Mopete ist auch kurz zuvor erst abgefüllt, also geh ich nicht in die Tanke. Da entdecke ich auf der anderen Seite einen Imbisswagen mit 3 Bikern unterm Vordach, die wohl auch Schutz suchten. Also schnell rüber gesprungen, denn neben Unterhaltung könnte ich dort auch mein Abendbrot vor der Fähre abfassen. Wir haben zusammen gegessen und gelabert, und so bekam ich mit, daß die Zusammenrottung so vieler Maschinen hier jeden Mittwochabend stattfindet. Das gefiel mir, auch weil ich nach Ende des Regens noch einige schöne Maschinen bestaunen durfte. Umgedreht natürlich ebenso, als ich mein Maschinchen von der Tanke zum Imbiss herüber holte. Nach dem Abschied nahm ich nun endgültig das letzte Ziel meiner Reise auf englischem Boden ins Visier. Was macht man ohne Plan und nicht mehr so viel Zeit, um sich in einer Stadt noch schnell ein oder zwei Sachen zum Bestaunen herauszusuchen? Internet an, Stadtnamen eingeben und auf Bildersuche gehen. Ui, ein Segelschiff, garnicht mal so klein. Die HMS Victory, Kriegsschiff von Vizeadmiral Nelson. Das Peilgerät neu justiert und mitten hinein nach Portsmouth. Oh, grüne Zone, ob ich da rein darf, kann ich mir hinterher überlegen. Und was soll ich sagen, für wahr, ein prachtvolles Schiff. Leider wird es in den Abendstunden nicht angeleuchtet, so daß mir Details verloren gehen. Ebenfalls sehenswert wäre auch das Innere gewesen, da es als Museumsschiff ausgewiesen ist. Nun, kurz nach 20 Uhr ist schon lange geschlossen und im nächsten Hafen wartet ja auch mein großes Schiff. In der Warteschlange am Terminal kommt man, wie immer, schnell ins Gespräch mit anderen Bikern, welches an Bord mit einem Glas Bier fortgesetzt wird. Danach gehts zum reservierten Liegesessel und ich falle daneben in meinem Schlafsack in tiefen Schlaf. Falls sich der geneigte Leser fragt, was haut der Typ sich denn neben den Liegesessel und nicht in diesen? Weil man im Liegesessel nur liegen, aber nicht wirklich schlafen kann. Hatten wir schon zu Anfang meiner Reise. Bei Übernachtfahrten ist man übrigens gezwungen, Liegesessel oder Kabine zu buchen. Und letzteres fällt nun mal wegen ‚zu teuer‘ aus.

Und so schippere ich wohl um Mitternacht in neutrale Gewässer und beende somit nun endgültig das Abenteuer Britannien. Die Reise selbst geht noch ein paar Tage weiter, aber erschöpft, wie ich gerade bin, kann ich nur kurz sagen, bis hierher ein großartiges Erlebnis!

Total distance: 324866 m

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert