Bis nach Mitternacht war anständig Verkehr vorm Fenster, hab trotzdem wenig mitbekommen. Morgens der gewohnte Rhythmus, Kaffee packen, Klamotten machen, ab die Fuhre. Möglichst schnell Richtung Ardennen, und dann querfeldein nach Luxemburg rüber. Laut Karte muß das das gepriesene Meandertal sein. Und ich kann bestätigen, auf der nach oben offenen Meanderskala ist dies absolute Oberliga. Wenn da nicht Sonntag wäre und die Sonne ihr bestes gibt. Bedeutet, es war eine Menge los, aber immer noch akzeptabel. Nur die Cafés waren alle voll bis zum bersten. Deswegen war mein Plan, schöne Stelle suchen und mein eigenes Käffchen machen. Der Fluss Semoy, in Belgien Semois, schien dafür sehr geeignet. In Thilay auf französischer Seite hab ich dann mein Plätzchen gefunden. Nur war es nicht das, was ich gesucht hatte, und freiwillig schon garnicht. Aber an diesem Platz ging es partout keinen Meter weiter. Die Kupplung, zweiter Teil. Es knirschelt unter mir, geht aber nicht mehr vorwärts. Wenns irgendwie langweilig wird im Urlaub, einfach mal Getriebe und Kupplung ausbauen. Irgendwann packe ich das in unter 10 Minuten. Tja, die Kupplungsscheibe war wieder hin. Nein nein, die Naht von gestern ist nicht gerissen. Es lässt sich schwer beschreiben, wer so eine gummigelagerte AWO-Kupplung noch nicht von nahen gesehen, aber zumindest sind nun die nächsten Bleche davon geflogen. Ich brauch wieder mal ein Schweißgerät. Ein Einheimischer kommt vorbei und ich winke ihn herbei, zeige ihm meinen Text von gestern, und staune, wie er staunt. Das geht so 10 Minuten und er sagt kein Ton, nur so ähnlich wie uiuiui und grault sein Kinn. Als mir das zu bunt wird, stiefle ich los. Zum Glück nur 10 Meter, da steht ein Auto, darin ein junges Pärchen, die aber aus Paris kommen. Sie sind trotzdem absolut hilfsbereit und suchen im Internet eine Werkstatt im Ort und bekommen den sogar ans Telefon. Aber aus den Reaktionen schließe ich, für ihn ist Sonntag, egal wer da mit einer kaputten Kupplung steht. In dem Moment kommt ein junger Mensch vorbei, der sein Husky Gassi führt. Die beiden im Auto erklären ihm mein Problem. Er hebt den Daumen. Ich solle nur 5 Minuten warten, bis er den Hund ausgekippt hat, dann gehts los. Ich bin baff, und warte mit Freude. Der Zufall will es, daß er genau im Haus gegenüber meines nicht freiwillig ausgesuchten Parkplatzes wohnt. Als er zurück kommt, soll ich noch mal 5 Minuten warten, er müsse das Schweißgerät von seinem Vater holen. Wenn er wüßte, wie lange ich bereit bin zu warten, wenn es eine greifbare Lösung gibt. Nun denn, das Schweißgerät ist da, an die Arbeit. Wir oder besser er punktet Stück für Stück die Teile zusammen. Mit aller Vorsicht, denn die Schweißpunkte liegen nah beim Reibbelag, und es knackt und knistert bei der Hitze, hoffentlich geht das gut. Geht es, und nach zwei Stunden ist wieder alles zusammen gebaut. Sein Sohnemann ist sehr wissbegierig und ihm wird vom Papa alles erklärt. Ich versteh zwar kein französisch, aber ich merke sofort der lässt sein Sohn nicht Regen stehen nach dem Motto ‚Frag mir keine Löcher in den Bauch‘. Beide schwirren noch beim Zusammenbau bei mir rum und Papa hilft mir vor allem beim Zusammenbau der Kupplung, was alleine doch ein schwieriges Unterfangen ist. Leider hab ich in all der Aufregung nicht nach seinem Namen gefragt, so das nur das Erinnerungsfoto bleibt. Mit einem big mercy verabschiede ich mich und meandere weiter durch die Ardennen und mache nun auch meine selbstbestimmte Kaffeepause am Wegesrand. Hinein nach Luxemburg, und durchmeandert bis Deutschland. Leider gab es einige Umleitungen, so das ich einige Kringel mehr fahren mußte, als mir lieb war. Das grobe Ziel Koblenz war so nicht mehr zu schaffen. Mein Wildcampingplatz hätte ich auch erst im dunkeln erreicht. Also doch wieder feste Unterkunft suchen und schauen, daß ich sie noch in der Dämmerung erreiche. Nun ja, die letzten Kilometer war es dann doch schon verdammt finster. Wenigstens der Mond schien am Firmament und spendete etwas Restlicht. Im Hotel noch ein Bier mit aufs Zimmer genommen, geduscht, französische Salami verputzt, und dann ab in die Koje. Mir graut es vor morgen, der hoffentlich letzten und pannenfreien Etappe, aber mit etlichen Autobahnkilometern. Uiuiui …

PS 1: Noch mal kurz zur Kupplung. Die Schwachstelle sind nicht etwa gammlige Bleche, die einfach nichts mehr aushalten. Das Problem sind die Gummipuffer von heute, das Zeugs taugt einfach nichts mehr. In den 4 großen Löcher stecken für gewöhnlich Gummimupfel drin, die das Rupfen der Kupplung verhindern sollen und dem Kraftschluß dienen. Diese Gummimupfel sind einfach davon gebröselt, was von schlechter Qualität zeugt. Wäre es anständiger Gummi, wäre er vielleicht mit der Zeit hart geworden, aber er hätte sich nicht im wahrsten Sinne des Wortes verkrümelt. Im Westen ist eben nicht alles besser!

PS 2: Während meiner „Wartungsarbeiten“ am Straßenrand in Thilay hielten im Gegensatz zu gestern immerhin 2 Biker an und fragten, ob es ein Problem gebe. Beides waren Frauen. Das sagt auch was aus!

Total distance: 356186 m

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