Im Land der Ritter & Kokosnüsse

Summasummarum

Trotz Wirtschaftskrise sah ich keinen Engländer Kokosnüsse aneinander schlagend die Straße entlang ziehen. Und keine Stimme empfahl mir, den heiligen Gral zu suchen, denn auf den saß ich ja bereits.

Ich habe viele tausend Kilometer Linksverkehr überstanden, auch wenn es wenige Momente des Luftanhaltens gab. Ich habe das britische Wetter von seiner, naja, nicht ganz besten Seite erlebt. Und ich habe mich durch alle Landen geschlagen, ohne auch nur einen echten Penny in der Hand zu halten. Dabei gab es vor allem bei Tankstellen ab und zu ein Geldkartenproblem, was sich aber aufgrund der Tankstellendichte nicht als größeres Problem herausstellte.

Vor allem aber lernte ich in einem Maße hilfsbereite und freundliche Menschen auf den Inseln kennen, mit dem ich nicht gerechnet habe. Abgesehen von den Pannen und die Unterstützung, die ich dabei erfuhr, gab es Situationen, in denen ich am Straßenrand für einige scheinbar den Eindruck machte, ich könnte Hilfe gebrauchen, und so wurde angehalten und gefragt. Das hat mich beeindruckt. Auch, dass so viele mir unbekannte Menschen einfach nur kurz die Hand zum Gruße erhoben haben, egal, ob am Straßenrand oder im Auto entgegenkommend. Überhaupt Auto, ja, auf der Insel ist man auch zügig unterwegs, aber im Gegensatz zu Frankreich oder Deutschland hängt dir niemand im Nacken oder überholt dich auf riskante Weise. Geht es mal langsamer voran – nicht nur wegen mir auf der AWO – bewahrt man Ruhe. Welch Kontrast dazu, als ich wieder europäisches Festland unter den Rädern hatte.

Und da wäre noch das Land an sich, oder vor allem das Land, welches ich nun wenigstens in Teilen kennen lernen durfte. Dieser Mix aus grünen Hügel- und Bergketten, der Wildheit der Highlands, die Schroffheit der kleineren Inseln, wie den Shetlands oder den Hebriden, oder die zerklüfteten Küsten in Irland und anderswo werden unvergesslich bleiben. Es gab fast nirgends Langeweile, weil die vielen kleinen Nebenstraßen Raum für Entdeckungen boten, die man auf großen Hauptstraßen einfach nicht hat. Kurz inne halten und die Weite genießen, wenn es das Wetter gerade zuließ. Manches erinnerte an Skandinavien oder den Alpen. Die Hochebenen mit freilaufenden Tieren oder die Passstraßen in den Highlands oder im Südwesten Irlands kamen manchmal unvorhersehbar. Und so schnell, wie man drin war, war man auch schon wieder im nächsten Bühnenstück der Natur. Unvergesslich werden die Wildcampingplätze an den Küsten bleiben, die mir teils traumhafte Sonnenuntergänge bescherten. Mal gab es fast stille See ohne Wind, dann wieder Sturmböen und lautstarke und schäumende Gischt am steinigen Ufer des Atlantiks. Ich bin glücklich, all das nun selbst erlebt zu haben, nicht mehr nur mit dem Finger über der Landkarte lang zufahren, oder wie früher als Kind mit Fernweh das Wissen aus den Lexiken des elterlichen Bücherschranks zu erfahren. Das Interessanteste an dieser Reise – und nicht nur an dieser – ist all das, was zwischen Start und Ziel passiert. Das kann kein Buch, kein Film und keine Erzählung bieten. Selber erleben ist das absolute Gefühl. Ist wie selber duschen.

Schluß mit dem Geschreibsel. Was bleibt, welch Privileg es ist, reisen zu dürfen und zu können, wenn die Bedingungen dazu vorhanden sind. Vieles dazu hat man selber in der Hand, manches basiert auf Verständnis, Entgegenkommen und Unterstützung. Danke an die Mitlesenden und Daumendrücker, edlen Spender und auch die, die nur die Bilder schön finden und den ganzen Kram hier gar nicht lesen.

Die GPX-Daten sprechen von 9771km. Das schließt alle Fähren mit ein. Gefahrene Kilometer mit sich drehenden Rädern waren laut Tacho 8214km.

Pannen:
-Wellendichtring Getriebe Antriebswelle
-Wellendichtring Motor Kurbelwelle Kupplungsseite
-2x Seitenständer schweißen
-2x Kupplung schweißen wegen zerbröselter Gummimupfel
-Schraube Gepäckträger verloren

Details
Britannien 2024 gesamt

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