Maghreb - Wo die Sonne untergeht

Prolog

Istanbul! Hagia Sophia! Und dann Asien! Ich dachte mir, bin ich erst mal in Bulgarien an der Schwarzmeerküste, dann brauchste nur noch um die Ecke rum, übern Bosporus, und dann stehste mit dem alten Eisen auf asiatischen Boden. Als Ex-DDRler mit der AWO ein Traum. Nur dann kam Fichte, ein Freund aus gemeinsamen Fußballtagen und gerade auf Weltreise, und erzählte mir was von Afrika im Sommer, speziell Marokko im August. Soso, im August, denke ich. Als notorischer Nichtbucher von irgendwas fällt es mir natürlich leicht, alle Reisepläne über den Haufen zu schmeißen und komplett die Route zu ändern. Asien ein Traum? Was solls, Afrika ist auch Traum und Istanbul kann warten. Und wenn Fichte und ich es seit Jahren in Leipzig nicht schaffen, uns auf ein Bier zu treffen, obwohl wir nur 15km auseinander wohnen, dann liegt es ja praktisch auf der Hand, das Marokko die nächstbeste Gelegenheit ist. Nach Studium von Strecke und Klimabedingungen entscheide ich mich für die Fähre von Marseille nach Tanger Med. Spanien hat grad Hitzerekorde und Wälder brennen lichterloh. Auf dem Landweg nach Gibraltar wäre ich fix und foxi, wenn ich in Marokko ankomme. Die Fähre ist knapp zwei Tage unterwegs und ich rolle ausgeruht von Deck. So zumindest meine Vorstellung. Also dann doch was gebucht 😉
Die AWO braucht im Vorfeld doch mehr Zuwendung, als erhofft. Die Wochenenden waren viel in der Werkstatt bei Raik statt. Naja, lieber jetzt, als wieder irgendwelche Harakiri-Aktionen in der Nacht vor der Abreise, wie des öfteren erlebt. Der Motor bekam einen neuen Kopf, Drehschieber, Wellendichtring Kupplungsseite, Ölfiltersystem und damit Umstellung auf 10W-60, sowie eine neue Pleuelbuchse. Einem großen Mann – körperlich und fachlich – konnte ich noch einen regenierten Kardan abluxen. Und last, but not least, eine neue Nabe samt Speichen und Felge plus neuer Reifen. Dunlop, nicht original, hält aber doppelt so lang wie ein sächsisches Produkt.
So, und je mehr ich über Marokko recherchiere, um so schlafloser werden die Nächte. Es kommt mir gelegen, daß ein Ex-Kollege in der Nähe meines Zweitwohnsitzes wohnt und gebürtiger Marokkaner ist. Der kann mir bessere Infos über sein Land liefern, als das Aussätzige Amt, welches behauptet, man solle nicht ins Rifgebirge fahren, weil da Gras angebaut wird. Nun, wir nehmen das beide belustigt zur Kenntnis. Die wichtigste Information ist jedoch, er hat im August Urlaub in seiner Heimat und lädt mich zu ihm nach Hause ein, wenn ich Lust habe. Und ob ich Lust habe. Nur noch wenige Tage arbeiten, und dann ab durch die Mitte. Ich bin aufgeregt, wie beim ersten mal …

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert