Maghreb - Wo die Sonne untergeht

11/8 Au revoir l’Europe

Was wäre das für eine Nacht ohne Standventilator geworden! So war es auf der aufgeheizten Bude doch noch erträglich. Nach Kaffee und selfmade-Frühstück gehts wieder in den Sattel, die letzten Kilometer bis Marseille geschruppt. Avignon muß ich mir diesmal kneifen. Bis runter zur Côte d’Azur ist alles rot auf der Karte der französischen Umweltzonen. Heißt Einfahrverbot für mich, und ich suche mir ein Stück links von Marseille ein kleines Nest an der Küste. So mit Eisenbahnviadukt und hoffentlich schönem Eis. Auf dem Weg dahin habe ich aber mit Temperaturen über 35°C zu kämpfen. Geht noch, solang man in Bewegung bleibt und genügend Wasser bei hat. Einige Staus umfahre ich galant auf dem Standstreifen. Und als ich meinem Glück in Form von Eis und Blick aufs Meer schon verdammt nah bin, versperrt mir ein Wärter mit Schranke unten den Weg und sagt auf französisch in etwa „Wulewu, hopp hopp, return de va blü“, was so viel heißt „Du kommst hier net rein!“. Ok, dann auf der Karte den nächsten Eisstützpunkt ausgewählt, und voila, diesmal habe ich mehr Glück. Mit lecker Eis und Blick übers Meer auf Marseille verbringe ich die Restzeit bis zum Checkin im Fährhafen. Am Fährhafen bin ich einer der Letzten, aber mit Mopete gleich vorn der Erste. Jedoch verlängert sich die Wartezeit nur unwesentlich um gute zwei Stunden. Planung ist hier scheinbar nicht alles und so werden noch Frachtcontainer an Board gefahren, als die Fähre hätte längst ablegen sollen. Nach gefühlten 10 Hupkonzerten der wartenden Passagiere – als ob es dadurch schneller geht – darf nun endlich der Pöbel an Board. Ich hole mir die Zimmerkarte und verschwinde sofort unter der Dusche. Danach zum Abendbrot, was schmeckt, wie 4,20€, aber 24€ kostet. Hoffentlich ist das Frühstück besser! Und nach guter alter Sitte gehts anschließend an Deck, um mit Ablegeschnaps und -zigarre den Abschied von Europa zu würdigen. Und nun halte ich inne, etwas geflasht von dem, was grad passiert. Als Nichtflieger (mit trifftiger Ausnahme 2019) verlasse ich nun erstmals Europa und stehe hier im Hawaiihemd an einem warmen Sommerabend mit Laphroaig und Zigarre im Mund und sehe Marseille in der Ferne verschwinden. Und die Krönung des ganzen setzt der in diesem Moment aufgehende, nicht mehr ganz volle gelbe Vollmond in blutrot getränkt über der Stadt auf. Mehr brauchts nicht. Ich schiffe mich nun nach Marokko ein und hoffe, daß in zwei Tagen die Hosen wieder trocken sind.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert