21/8 Essaouira, wie es glänzt und riecht
Ein gutes Café zum Frühstück finden wir keine 87,6km entfernt von unserem Quartier, welches wir pünktlich zum Mittagstisch einnehmen. Früher ging nicht, da wir erst mal die spielenden Kinder und die möbelrückenden Obermieter gegen 1.30 Uhr über uns ergehen lassen mußten. Übrigens, was spielende (und natürlich auch laute) Kinder um Mitternacht auf marokkanischen Spielplätzen betrifft, daß gehört hier zur guten Kultur in Marokko. Fichte und ich gucken nicht gut aus der Wäsche, als uns auf unserem gestrigen Heimweg in der Dunkelheit Plaste-Tretautos mit bunten Blinklichtern fast über die Füße fuhren, deren Führer das 7. Lebensjahr auf keinen Fall überschritten haben dürften. Was die Ursache und die Auswirkungen dieser Sitte sind – es wird uns verborgen bleiben.
Gottseidank hat Marokko aber eine wirklich gute Sitte: Kaffee! Und so genießen wir ein ausgedehntes Frühstück in einem Café, was wir wohl kaum besser finden konnten. Bei Bluesmusik im Hintergrund, was wiederum doch schon ungewöhnlich ist in Marokko, probieren wir Drinks und Frühstücksmenüs, und chillen ganz gemütlich in den Nachmittag hinein. Am Nachbartisch kiffen ein paar Althippies, auf der Straße tanzen Plastetüten in kunstvollen Piouretten vorbei, und hin und wieder schleicht sich eine häusliche Wildkatze, verkleidet als zerfranzter Handfeger, an unseren Füßen vorbei. Das ganz normale Leben in Marokko. Damit sich der Tag nicht vollends in Hochkultur verliert, beschließen wir, dem Strand und der Medina einen Besuch abzustatten. Beides wurde nicht für Touristen erschaffen. Der Strand war schon vor dem Müll da, der Müll vermutlich schon vor den Touristen, und die Medina wiederum war nach dem Strand, aber wohl vor dem Müll da. Von zwei Sachen kann es nie zu wenig geben. Ich höre jetzt mal auf damit an der Stelle. Bezüglich Strand, ach nein, ich wollte ja aufhören. Auf dem Weg zur Medina stöbern wir zuvor noch durch den Hafen und dem anliegendem Fischmarkt. Der Hafen ist zum bersten voll mit Fischerbooten. Da passt auch kein Paddelboot mehr durch, es sei denn, man würde etwas … nee, lasst gut sein. Die erstbeste Gelegenheit in der Medina nutzen wir für ein Abendmahl in einem Restaurant voller Filmplakaten von Hollywood-Schinken mit arabischer Sprache. Danach schlendern, bzw. drängen wir uns durch die engen und überfüllten Gassen der Medina. Bis uns das alles zu viel wird und wir den Heimweg antreten. Ein Tag reich an Leere und Lehre neigt sich dem Ende, und wenn das marokkanische Sandmännchen all die Kinder nach Mitternacht zu Bett gebracht hat, strecken auch wir unsere Glieder wieder von uns und begeben uns in die Waagerechte. Und ein Lied aus Möbelrücken von oben, rechts, links, oder wo auch immer her, und dem Katzengejaule der Straße wiegt uns in den seichten Schlaf.