28/8 Central Atlas Tamazight
Wenn man dem Spektakulärem langsam den Rücken kehrt und der Kompass in die Richtung weißt, in der der Abstand zur alten Heimat wieder kürzer wird, setzt unwillkürlich die Melankolie des Abschiednehmen ein. Aber so schnell wird in Steppis Fall nicht geschoßen. Der Vorteil des Motorradreisens ist, vorbei ist, wenn ich zu Hause auf dem Balkon liege und mir alles noch mal durch den Kopf gehen lasse. Bis dahin ist REISE, und das ist schließlich das Ziel. Nix 12 Stunden Flieger, Trombosegefahr, und am Checkin am Flughafen ist die Stimmung am Arsch. Die Landschaft ist absolut abwechslungsreich. Hinaus aus der rotbraunen schroffen Gebirgsstruktur des Atlas-Gebirges geht es in eine gelblich-ocker-farbene Berglandschaft, die sich immer mehr verläuft, aber immer noch erstaunlich hoch liegt. In dieser augenscheinlich dünn besiedelten Gegend weist mich ein sehr betagter Tankwart darauf hin, daß er Berber sei. Und wiederholte dies auch noch mal, um es auch ja zu bekräftigen. Es schien ihn sehr wichtig zu sein, mir dies mitzuteilen. Nun kenne ich mich in der marokkanischen Bevölkerungsstruktur überhaupt nicht aus, aber ein späterer Blick ins Internet verrät mir, daß hier wohl die zentrale Gegend der Barbaren ist. Ich hoffe, war! Einen dritten starken Wechsel der Landschaft erlebe ich im Parc National De Khenifra mit seinem Zedernwald. Viele Bäume = ein Wald. Der erste auf meiner Reise durch Marokko. Und als Sahnehäubchen – weil, ist ja Afrika – bekomme ich ohne Glaswand oder Gefängnisstäbe Berberaffen präsentiert, welche hier und da Straßenabschnitte bevölkern und dort ihr Jagdrevier haben. Das sieht dann so aus, daß Affe mit offenem Mund auf der Straße sitzt, und wenn er Glück hat, fliegt das Futter aus den vorbeifahrenden Autos direkt ins Maul. Und so endet ein weiterer abwechslungsreicher Tag bei Dinner und Sonnenuntergang auf einer Terasse mit Blick auf Azrou.