Maghreb - Wo die Sonne untergeht

30/8 Blauer Himmel, blaue Stadt, doch am Ziel das Grau ist satt

Sicherheit zuerst, keine Experimente. Die nächste Unterkunft buche ich in unmittelbarer Nähe zum Hafen Tanger Med. Nach 10 Stunden Schlaf, definitiv zu wenig, schäle ich mich aus dem Bett und geselle mich zu Alae und den Franzosen, die bereits fertig mit Frühstück sind. Trotzdem sind alle relaxt, niemand hats eilig, und so kann ich auch noch in aller Ruhe meinen Kaffee genießen. Ich bekomme noch den Tipp mit Chefchaouen, der blauen Stadt, mit auf dem Weg, sowie Akchou, einem wundervollen kleinen Flüßchen mit Wasserfällen und Bademöglichkeiten. Allerdings warnt mich Alae vor Akchou, da man zwar mit dem Motorrad in das Tal kommt, dann aber noch mal 2 Stunden bergauf wandern muß, bevor man an dieses paradisische Fleckchen kommt. Damit fällt Akchou für heute aus und zählt zu den Perlen, die noch etwas warten müßen. Nach herzlicher Verabschiedung von Alae, den ich noch etwas zum Geschenk mache, womit ich am Hafen leicht unerwünschte Aufenthaltsverlängerung bekommen würde, begebe ich mich in die blaue Stadt. Ist nicht übertrieben mit dem blau. Blau war vielleicht auch der Fahrer eines zur Hochzeit(?) geschmückten Motorrades, welches kopfüber im Straßengraben liegt. Verletzte sind keine zu sehen, aber die Angehörigen scheinen sich drumherum gegenseitig Vorwürfe zu machen. Ich steuere der Nase nach aufs Zentrum zu und an einer leicht chaotischen Kreuzung beschließe ich, mir dieses Schauspiel bei Tee und Orangenjuice eine Weile anzuschauen. Kleine lustige Szenen sind zu bestaunen, für den gemeinen Mitteleuropäer, wie mich. Skuril wirkende Menschen kreuzen die Szenerie. Ein Polizist mit Trillerpfeiffchen waltet seines Amtes und pfeifft und winkt, aber ich habe nicht den Eindruck, daß sich irgendwas ändern würde, wäre er einfach abwesend. Und um diesen Kurzfilm in dieser kleinen Stadt ein rundes Ende zu verpassen, fährt über die Kreuzung ein frisch hergerichtetes Hochzeitsmotorrad Richtung Unfallgeschehen an mir vorrüber. Ich für mein Teil schließe hier mit dem Kapitel Marokko vorerst ab, zumindest was die schönen und skurilen Momente auf dieser Reise betrifft. Ich hoffe zumindest, daß nun nichts mehr eintritt, was zwischen jetzt und dem Ablegen in Tanger Med die Aufregung in die negative Richtung ausschlagen lässt. Und so erreiche ich mein letztes Quartier in Marokko, einem heruntergekommenen Nest nahe der Küste, ohne diese allerdings zu sehen. Das Bild, welches sich mir hier mit den wilden Hunden und Katzen bietet, ist so von Tristess geprägt, daß ich mir genauere Beschreibungen erspare. Ich hätte mich in einem Moment fast übergeben. Dafür hab ich eine ganze Wohnung für mich und das Motorrad steht in der Tiefgarage sicher. Das gibt mir Gelegenheit, meinen Vorratskoffer mit Speisen und Getränken mal gründlich zu reinigen. Durch die wirklich günstige kulinarische Versorgung in Marokko, habe ich aus den Augen verloren, was ich noch so an Reserven mit mir rumgeschleppt und nicht verbraucht habe. Ein Mix aus Schmelzkäse und ein sich selbstöffnendes Glas an Tomatensoße für die Nudeln sind kein schöner Anblick, wenn man das bei über 30°C mit sich im Seitenkoffer durch die Gegend buchsiert. Nein nein, es war keine Lebendkultur am Gedeihen oder so, es war halt nur offen und bietet auch frisch keinen schönen Anblick. Nach altem marokkanischen Brauch war dann gegen 4 Uhr in der Früh dann auch endlich Nachtruhe auf den Straßen, so daß ich die letzten 3 Stunden noch anständig ausschlafen konnte.

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20250830

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