Maghreb - Wo die Sonne untergeht

31/8 Einmal (ein kleines Stück) Afrika und zurück

Der Wecker klingelt. Mit das furchtbarste, was es im Urlaub gibt. Aber der Checkin schließt für meine Verhältnisse sehr früh um 10.30 Uhr. Im Gegensatz zur Einreise komme ich diesmal sehr schnell durch die Kontrollen. Dafür stehe ich dann über 3 Stunden in der prallen Sonne, bis es endlich aufs Schiff geht. Ist das marokkanische Mentalität? Die Autos laufen mit Klimaanlage und als Biker schmort man in der Sonne? Als es endlich an Board geht, traue ich meinen Augen nicht. Direkt an der Auffahrrampe fängt die Polizei an, Kontrollen durchzuführen und lässt Kofferräume öffnen und Drogenhunde ihre Arbeit verrichten. Meine Fresse, die haben ein riesiges Hafengelände und direkt am Schiff fangen die mit Kontrollen an? Gelinde gesagt ist das selten dämlich, zumal 4 Motorradfahrer weiter in der Sonne schmoren. Un-glaub-lich! Endlich an Board, suche ich die Spanngurte, aber es gibt keine. Während die anderen Biker nach Abstellen ihrer Kräder Richtung obere Decks verschwinden, schwant mir böses. Irgendwann wird ein Angestellter vom allgemeinem marokkanischen Festspannkommando kommen und wird alles knackefest verzurren. Ich hab zwar halb versehrt die Offroadpisten im Atlas überstanden, aber in Frankreich werde ich wohl ein deformietes Etwas von Board schieben, welches nicht mehr in der Lage ist, geradeauszufahren. Falls es dann überhaupt noch als ein ganzes Teil existiert. In meiner Kabine gehts mit leichtem Sonnenstich sofort auf die Matraze und Augen zu. Am frühen Abend dann besorge ich mir im Boardbistro heißes Wasser und begebe mich an einem windgeschützten Platz nach draußen und beginne endlich, die noch fehlenden Reiseerlebnisse niederzuschreiben. Das heiße Wasser bekommt man kostenlos, und in selbiges kommt mein köstlicher Kaffee. Sähe auch etwas albern aus, wenn Steppe mit Benzinkocher auf Deck hier sein eigenes Süppchen, bzw. Kaffee kocht. Auf der anderen Seite, so etwas wie hier am Schiff, habe ich auch noch nicht erlebt und mit dem Kocher würde ich kaum auffallen. Es scheint mir das reinste Vagabundenschiff zu sein. Alle Gänge und Nischen sind mit Bettlager zugestellt und teils verhangen. Da auch alle Kabinen belegt sind, vermute ich, hier sind mehr Menschen an Board, als sein dürften. Was jedoch zu später Stunde am schlimmsten ist, aber inzwischen nicht wirklich mehr überrascht: vor meiner Kabine, und sicher nicht nur vor dieser, entwickelt sich alles zu einem riesigen Kinderspielplatz. Der Lärm, ein Mix aus normalen Kindergeschrei, hysterischem Kreischen, und dem Schreien überforderter Eltern, ebbt erst nach Mitternacht pö à pö ab. Meine Schmerzgrenze ist erreicht und ich muß mich zwingen, keine dummen Sachen zu tun. Zwei Tage, zwei schwere Tage muß ich überstehen, und dann bin ich von diesem unsäglichem Lärm befreit. Auch wenn es an dieser Stelle sehr verbittert klingt und ich selber als Kind ebenfalls nie ein Ende finden wollte, aber in diesem Moment bin ich froh aus einer Kultur zu kommen, in der Kinder auch spät ins Bett dürfen, und nicht schon früh sich lang machen müßen. Nicht früh um 1 oder um 2! Stell dir vor, man dürfte an Board Auto fahren, dann wäre hier noch bis um 4 Palermo! Zum Abendbrot spare ich mir das teure Restaurant, nach den kulinarischen Erfahrungen der Hinfahrt sowieso. Es gibt am Morgen gekaufte Teigwaren mit gutem Speck aus Österreich, dazu etwas Obst und Joghurt. Da hält an Board nichts mit hier. Zumal ich meinen Speisekoffer wieder auf Vordermann gebracht habe und anständig aufgefüllt habe. Und im Kino heute Abend kommt die Fortsetzung von „Das Meer“.

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20250831

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