4/9 Iranische Tütensuppe
Das schöne an Frankreich ist ja, zumindest im Süden, fahr einfach los, und es wird schöne Dinge zu sehen geben. Kleine und große Chateaus, kleine und große Hügel, Berge, Schluchten, etc. Die Gorges de la Méouge (Méouge-Schlucht) erinnerte sehr an die Gorges du Verdon (Verdon-Schlucht), wenn auch nicht ganz so gewaltig. Zuvor traf ich an einer verlassenen Tankstelle einen einsam Biker, der mich heran winkte. Wie sich hrausstellte, hat er das gleiche Problem wie ich. Visa-Karten werden an Automaten-Tankstellen nicht akzeptiert, obwohl das Visa-Zeichen angegeben wird. Was erlauben Frankreich? Sie scheinen ja gern mal ihr eigenes Süppchen zu kochen. Beim suchen auf der Karte, wo wir nun die nächste Tankstelle finden, in den auch ein Kassierer sitzt, staune ich nicht schlecht, als ich einen kurzen Blick auf das Kennzeichen werfe: Iran! Real life sieht eben anders aus als Tagesschau! Bezüglich Tankstelle werden wir in unmittelbarer Umgebung fündig und verabschieden uns danach. Verabschieden uns? Nicht ganz. Ungefähr 30 Minuten später kommt er mir entgegen und winkt. Hat er einen Zwillingsbruder, der ihm folgt? Und anschließend in oben genannter Schlucht hält Steppe natürlich zum Fotoshooting, und wer parkt hinter mir? Ich leide sofort an Verfolgungswahn, was nichts macht. Denn wenn man zum Essen eingeladen wird, soll man nicht ablehnen. Es gibt iranische Linsensuppe aus atomsicherer Alu-Tüte. Unten am Fluß strecken wir die Beine aus und labern ein bißchen. Ich weiß nicht, wie der Kerl das anstellt, aber sein Instagram-Account ist voll von großen Reisen, gefilmt mit 360°-Kamera und Actioncam. Auf seiner aktuellen Reise bin ich wohl nun auch ein Teil davon. Wir haben in etwa die selbe Reiserichtung vor uns: südliche Alpen. Und so fahren wir noch ein Stück gemeinsam durch die Jechend. Er fragt mich noch, wo ich übernachten werde. Für ihn ist alles ein Kostenfaktor und er zeltet grundsätzlich. Ich bin mir da nicht sicher in den Bergen, denn viel weiter als zur Grenze nach Italien werden wir es nicht mehr schaffen, bis es dunkel wird. In unserem Rücken lauert nämlich was unglaubliches: Regen! Und nicht nur das, es leuchtet sogar ruckartig darin. Insofern ist Zelten noch sehr fraglich für mich. Außerdem möchte ich nicht den direkten Weg über Briançon, so schön die Strecke ist, aber ich bin so schon ein paar mal gefahren und möchte priorisiere eine südlichere Strecke. Möjtaba, so der Name des iranischen Bikers, empfehle ich Briançon, und so trennen sich unsere Wege irgendwann. Ein paar Kilometer komme ich noch, doch als ich aus einem Markt komme, um meine Vorräte aufzufüllen, regnet es bereits. Und so beschließe ich, den nächsten Campingplatz zu suchen, der sich auch in unmittelbarer Umgebung finden lässt. Booking.com versagt den Dienst. Warum? Unglaublich, aber war: kein Internet über Funk möglich. Da fährste bald 3000km durch Marokko und durchs Atlas-Gebirge ohne Probleme, aber in der westlichen Werte-Gesellschaft stehste ohne Internet da. Ich bekomme Hals! Am Campingplatz angekommen rabautzt es immer mehr von oben, und von der Rezeption aus sehe ich ein paar Hütten. Für 30€ spare ich mir ein nasses Zelt, und meine Nudeln lassen sich bequem am Herd kochen? Also abgemacht.