16/8 Rabat
Für das Frühstück geleitet mich die Frau des Herbergsvater zum nächstgelegenen Café, mit dem man wohl in enger Verbindung steht. Allerdings offenbart schon die Übergabe, daß es hier sehr hektisch zugeht. Eine viertel Stunde schaue ich mir das Geschehen an und versuche die Strukturen zu verstehen. Da alle in ziviler Kleidung arbeiten und auch sonst an der Kleidung nicht zu erkennen ist, wer Gast oder Kellner ist, ist es fast unmöglich zu ermitteln, wer hier in welcher Aufgabe unterwegs ist. Ich fange an zu glauben, daß hier wirklich Gäste servieren. Nur, um Bestellungen und Zahlungen kümmert sich hier nur einer! Und der ist heillos überfordert. Sollen sie mal machen. Ich gehe zurück, sattle die AWO und halte auf den Straßen Ausschau nach einem Café mit etwas mehr Charme. Ich werde fündig. Und obwohl ich die Karte wünsche passiert erst mal wieder 10 Minuten nichts. Und das, obwohl kaum Gäste da sind. Als ich drauf und dran war zu gehen, biegt der Chef mit einem Frühstück um die Ecke. Ui, geliefert, wie nicht bestellt, aber gewollt. Und bevor sich das als Irrtum herausstellt, halte ich schnell meine Finger rein und beiße überall ab, damit es mir nicht wieder entrissen wird. Beim Verlassen der Stadt komme ich an einer Schlosserei vorbei und denke, es wird Zeit, dem Klappern des Auspuffendstücks endlich ein Ende zu setzen, welches schon in der Heimat fröhlich vor sich hinschepperte „Hurra, es geht los(e)“. Statt aber einfach nur ein paar Schweißpunkte zu setzen, sieht er die Muttern und fängt an, diese rauszuwürgen. Er ist nicht davon abzubringen. Als er es ab hat, mache ich ihm anhand der Übersetzungs-App klar, daß das Gewinde kaputt ist und er deshalb schweißen sollte. Er verschwindet aber in seiner Werkstatt und kommt mit einer großen Mutter und Unterlegscheibe wieder und zusammen mit den alten Muttern würgt er alles wieder zusammen. Dann guckt er mich mit dem Blick an „Hab ich toll gemacht, oder?“ und hält die Hand auf. Wenn er die Gewindestange abgebrochen hätte, hätte er alles kostenlos schweißen dürfen. Seine Finger zappeln, aber bei umgerechnet 5€ mache ich Schluß. Er diskutiert mit seinem Kompanion und es klar zu verstehen, daß er 5€ für zu wenig hält und ich 20 zahlen sollte. Bevor mir gleich der Zacken aus der Krone bricht, mache ich mich auf den Weg nach Larache, der einzigen Zwischenstation Richtung Rabat. Ich bin ein bißchen froh, Larache doch nicht als Übernachtung gewählt zu haben, erwartet mich doch statt der Festung Bordj Essiadien Kribate eine Bauruine. Trotzdem gönne ich mir mit Blick aufs Meer einen Kaffee und mach noch ein paar Schnappschüße. Danach gehts widerwillig auf die Autobahn bis Rabat. Bei der Hitze heißt es nur, so schnell durch wie möglich. Das gewählte Riad (Unterkunft) innerhalb der Medina erfüllt die Erwartungen eines Touristen, der marokkanisches Flair nicht nur in der Altstadt, sondern auch mal in einer Unterkunft erleben will. Dabei stellt es sich als unheimlicher Vorteil heraus, mit der AWO unterwegs zu sein, da ich so direkt vor der Herberge parken darf und das Gepäck nicht weit schleppen muß. Ok, andere Motorräder hätten such den Vorteil. Aber wer das schon? Mit dem Auto darfst du vor den Mauern der Medina parken. Und dann viel Spass bei der Hitze mit dem Gepäck. Den Vorteil einer festen Unterkunft nutze ich auch hier zuallererst: duschen! Campen bei 40°C ist ein no go. Und vor den Toren einer Stadt auch sehr unpraktisch, wenn sich erst ein paar Kilometer ins Zentrum kämpfen muß, um sich eine Medina von innen anzusehen. In der Medina von Rabat ist mal richtig was los. Ich fühle mich etwas an den Film „Blade Runner“ erinnert, in der Szene, in der Harrison Ford den Hersteller der künstlichen Schlangenhaut sucht. Fehlt nur noch, daß auch hier jemand Strauße durch die Menge treibt. Leider bleibt meine Suche nach einem Restaurant ergebnislos, und so beschließe ich, an einem der massenhaft vorhandenen kleinen Essenständen etwas in die Hand mitzunehmen, dazu noch etwas Obst, und ziehe mich auf die Terrasse des Riad zurück und lasse es mir mal richtig gut gehen im Liegestuhl. Und obwohl ich ziemlich erschöpft bin, nutze ich diese Gelegenheit solch einer Atmosphäre voll aus. Und nach Essen und bei Bier und Zigarre verfliegt auch wieder die Müdigkeit. Und so schreibe ich bis kurz vor 3 mein Reisetagebuch und wechsle ab und zu ein paar Worte mit einer aus Frankreich stammenden Mitbewohnerin, die ab und zu zum rauchen raus kommt und sich auch erst kurz vor 3 entgültig verabschiedet. Ich weiß, es nicht gut, die Nacht zum Tag zu machen, wenn man am nächsten Tag wieder eine Etappe vor sich hat. Aber eine Terrasse mit diesem Flair hat man nicht alle Tage. Thats life! Und in diesem Fall so beautiful.