16/8 Mein lieber Scholli

Die Mopete steht seit 2.30 Uhr gepackt in meiner der Tiefgarage. Bis 9 drücke ich noch beide Augen zu und begebe mich nach Müsli, Stiefel fetten, offjerechtsein zum rituellen Abschiedskaffee bei Meister Lutz in die Werkstatt. Meister Raik kommt als Winkelement ebenfalls vorbei. Für meine Verhältnisse komme ich unheimlich früh in die Puschen und verabschiede mich kurz nach high noon gen Leegebruch. Erst mal zum Warmfahren gute 200km. Oder sagen wir heißfahren. Wenn man so will, der Hochsommer steht in voller Blühte und spätestens beim Helmaufsetzen bekommt man den ersten kleinen Schweißausbruch.

Einmal die B2 durch Heide und Fläming, und anschließend westlich um Berlin rum, und schon wartet Scholle mit Bier und Pool in Leegebruch. Bei Beelitz noch ein Pullerpäuschen, Banane gefuttert … Gagge! Große! Öl, wo keins hingehört. Zu viel, um es nur abzuwischen und zu ignorieren. Zwischen Motor und Getriebe schwitzt es gar tüchtig. Ich wimmere kurz, muß all die Jahre zurück denken, wie oft ich am Abreisetag noch Motoren, Schwingen, oder sonstiges wechseln mußte. Hört das denn nie auf? Ich ruf Scholle, er soll den OP-Tisch klar machen. Ich könnte auch umkehren, aber noch obsiegt Optimismus gegen Resignation in der Hoffnung, daß die Ursache nur einer Winzigkeit an Korrektur bedarf. Rauf auf den Berliner Ring und Stopp auf dem Ring. Stau, nichts geht. Der Planet brennt und mein Gesicht verformt sich unterm Helm zu einer übellaunigen garkochenden Knollenkartoffel. Die Bahn ist einspurig und kein Standstreifen ist vorhanden. Ich fang trotzdem an, mich vorsichtig an den ersten Autos vorbei zu schieben. Und wider Erwarten machen auch die meisten Platz, so daß ich mich wenigstens bis zur Abfahrt Potsdam durchkämpfen kann. Von hier aus runter, am Neuen Palais vorbei, Spandau wieder auf die Bahn. Und immer der bange Blick nach unten, wieviel Öl da noch zum Tageslicht nach außen drängt.

Ich erreich den Hof mit Mühe und Not;
In meinen Armen die AWO war tot.

Naja, nee, sie lebt, und auch ganz gut. Dennoch, der Patient kam auf den Tisch und Motor und Getriebe wurden entweiht. Entzweit meinte ich. Aha, kleine Ursache, große Wirkung: der Schrumpfring auf der Antriebswelle des Getriebes hatte einen Grat, welcher die Lippe des Wellendichtrings zu Kleinholz machte. Ein Schliff mit dem Dremel und einen neuen Wellendichtring eingesetzt – für den sich mein Freund Scholle extra auf den Weg gemacht, um zur Auftreibung des selbigen beizutragen – sollte das Problem hoffentlich für den Rest der Reise beseitigen.

Der Pool fiel dann leider aus, dafür gab es dann noch ein schottisches Trostwässerchen. Oder zwei …

Total distance: 217772 m

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