27/8 Hebrido Mobilé

Ein Baum, noch ein Baum, ich glaub es kaum. Man nennt es Wald. Nach 4 Tagen auf Shetland , eine Insel, die wirklich ihre Reize hat, nun wieder gewundene Straßen durch üppiges Grün. Gegen 7 Uhr verlasse ich die Fähre, finde schnell den Weg aus Aberdeen, und begebe mich auf Nebenstraßen Richtung Highlands. Genauer gesagt, dem zweithöchsten Berg Schottlands, oder gar Britanniens. Das viele Baum, also Wald, hört schlagartig auf, wie die Straße beginnt, sich die kahlen Berge hoch zu schrauben. Ein imposanter Mix aus Weit- und Nichtweitsicht, je nach dem, ob sich grad Sonne oder Wolken durchkämpfen. Es gibt auch Sonne und Regen gleichzeitig. Leider ist es auch ein sehr stürmischer Tag. Kurz vor dem ersten Etappenziel schmeißt mich der Wind in einer Kurve fast zu Boden. Am Cairngorm Car Park ist eine Bezahlschranke und ich kehre wieder um. Weiter unten am Loch Morlich ist es wesentlich gemütlicher, fast sommerlich. Ich befreie mich von den Regenklamotten und genieße bei selbstgebrühtem Kaffee die Sonne und die Aussicht auf die Berge. Wobei diese meist in Wolken gehüllt sind. Zeit, sich Gedanken zu machen, wohin es nun eigentlich gehen soll. Irgendwie nordwestwärts bis zur Küste. Vielleicht sogar bis zur Fähre nach Ullapool, um gleich noch auf die äußeren Hebriden überzusetzen? Ich checke die Abfahrzeiten, aber auch einige Plätze zum Wildcampen. Nicht nur, weil das unheimlich schön sein kann, sondern auch, weil die Kosten auf den Shetlands leicht aus dem Ruder gelaufen sind. Die Fähre wird knapp, aber ich setze mich nicht unter Druck. Wenn ich rechtzeitig da bin, kann ich ja mal den Schaffner nach einem Ticket fragen, falls die Fähre noch im Hafen liegt. Bis Inverness hat die Straße schon fast Autobahncharakter und es gibt kaum Nebenstraßen, um den Trubel zu entgehen. Augen zu und durch. Hinter Inverness geht es wieder gemächlicher zu und die Natur wird auch wieder imposanter. In Ullapool angekommen winkt mich der Meister des Check in am Fährhafen gleich heran. Da ich noch kein Ticket habe, solle ich zum Schalter gehen, es ist noch genügend Zeit bis die Fähre ablegt. Oder anders gesagt, die Fähre ist noch nicht mal da. Ok, nun also doch Hebriden. Muß ich neue Plätze fürs Wildcampen studieren. Im Nordosten der Insel wird ein wunderbarer Platz beschrieben. Strategisch auch günstig, weil mir das Land im Rücken etwas den Wind abhält. Auf der nicht ganz dreistündigen Überfahrt darf ich das erste Mal in meinem Leben Delphine in freier Wildbahn beobachten. Leider waren sie viel zu schnell wieder weg, als das ich sie im Bild hätte festhalten können. Ein Highlight des heutigen Tages, wenn auch viel zu kurz. Von Stornoway sind die 24km bis zum gewünschtem Campground schnell abgespult. Kurz Richtung Strand abgebogen, bietet sich mir ein kleiner Parkplatz in einer schmalen Bucht mit Sandstrand. Es gibt sogar ein Toilettenhäuschen. Und das aller schärfste: ich bin alleine. Flux baue ich mein Zelt auf, bevor es nichts mehr zu sehen gibt. Die Dämmerung ist bereits weit voran geschritten. Das Zelt steht und ich befülle gerade die Matratze mit Luft, da biegen auf einmal zwei Camper auf den kleinen Platz ein. Die Türen gehen auf und es springen 3 schreiende Kinder heraus und rennen zum Strand hinunter. Ein kläffender Hund darf nicht aus dem Auto. Ihm wird das in deutscher Sprache klar gemacht. Die Erwachsenen stiefeln nun ebenfalls an mir vorbei, ohne ein Wort des Grußes zu erheben. Und so verschwindet die Romantik irgendwo im Dunkel der Nacht …

Als alle Klamotten verstaut sind, zücke ich eine Zigarre und meinen Flachmann und spaziere über die Düne zum Strand. Ich finde die Romantik dort wieder. Viel sieht man nicht mehr, aber trotzdem ist es ein wunderbares Gefühl, hier auf den Hebriden stehen zu dürfen und dem Meeresrauschen lauschen zu dürfen. Während ich diese Zeilen schreibe, kommt auch noch das Rauschen des Regens hinzu. Es juckt mich nicht. Licht aus, und gute Nacht!

Total distance: 415695 m

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