2/9 Nach dem Regen ist vor dem Sonnenuntergang


Ich brauche eine Klarsichthülle, Klebeband, eine Schere, und einen Radiergummi. Was klingt, wie aus einen Olsenbandenfilm, gehört zum Tatbestand des Pionierbastelnachmittags „Wie baue ich mir eine Regenhülle für mein Navi“. Als ich Belfast am Morgen verlasse, regnet es bereits Katzen und Hunde. Das bringt mein Navi trotz Displaysperre mehrfach aus dem Konzept, und nach dem ich mich bereits 3 mal verfahren habe, ohne Belfast überhaupt verlassen zu haben, mache ich den Rohrspatz auf dem Mopet. Meine zusammengestellte Route über kleine Nebenstraßen cancle ich nach dem gefühlt 20. Ausfall der Navigation und steuere den nächst größeren Ort mit Tankstelle an, in der Hoffnung, irgendeine Lösung zu finden. Und der Zufall will es, daß unterm Tankstellendach auch gleich ein Supermarkt angeschlossen ist. Und genau hier stelle ich mir oben genannte Utensilien zusammen und bastle mir ein Regencover. Ein verwirrter Deutscher in einer irischen Schulabteilung, triefend nass und grimmig guckend. Das grimmig Gucken verfliegt, als ich mein Werk bewundere. 1. Klasse Werken ist doch was hängen geblieben. Leider lässt sich das Problem mit den nassen Handschuhen mal nicht so eben schnell lösen. Durch das ständige Aus- und Anziehen schlepp ich mir die ganze Nässe rein. Hatte ich schon mal vor ein paar Tagen, ihr wißt. Nach der Bastelei gibts noch ein warmes Mittagsmal vom Imbiss im Markt. Danach gehts weiter gen Westen, in der Hoffnung, der Regen möge doch bitte bald aufhören. Ich habe bei Regen und Sichtweiten von unter 500m und leicht beschlagenem Helm von Nordirland bisher nichts mitbekommen. Sicher, landschaftlich wird sich das von Irland nicht groß unterscheiden, und dennoch, so eine Reise tut man nicht alle Tage, da darfs mehr sein als graues Nichts in der Ferne und Regentropfen am Visier. Und tatsächlich, der Regen weicht, und weil ich mir einen letzten Wegpunkt doch nicht vom Navi gelöscht habe, werde ich sogleich mit dem sehr imposanten Dunluce Castle an der Nordküste belohnt. Was folgt, ist eine ziemlich belanglos wirkende kurze Fährüberfahrt. Dabei wechsle ich in der Mitte der Bucht zurück in die EU, und muß doch weiter links fahren. Überrascht hat mich hingegen, daß Geschwindigkeitsbegrenzungen nun wieder km/h angegeben werden und nicht mehr in Meilen. Nun also Irland. Das vierte Land in nur zwei Wochen, in den ich erstmals mein Fußabdruck, bzw. den Reifenabdruck meiner AWO hinterlasse. Und die rollt und summt weiter, wie ein Bienchen. Zeit, um sich um ein Plätzchen zum aufs Ohr hauen zu suchen. Die Wildcamping-App gestartet, und naja, fein fein, ein Platz am Atlantik ausgeguckt. Noch gute 90km, viel zu viel Hauptstraße. Doch die letzten 20km entschädigen noch mal mit Gebirgsfeeling, und runter zur Küste. Und was soll ich sagen, es ist traumhaft und ich bin sogar allein. Abpacken, mein Stangen- und Planen-Castle aufgebaut, Nudeln gekocht, und dann Sonnenuntergang kommt. Wat willste Meer …

Total distance: 305768 m

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