• Tour de France

    Prolog

    Es geht wieder los. Gemeinsam. Keine Solotrips, keine Flugzeuge, kein Schlammsühlen, und keine Micky-Mouse-Ohren am Lenker. Diesmal wird alles ganz anders. Ok, was kommt, wissen wir selbst nicht. Und das nichts kommt, grenzt an die debile Geschichte mit dem Klapperstorch. Schließlich sind wir noch nicht mal aus Jena raus. Und es bliebe – wie in den letzten Jahren zur Gewohnheit geworden – immer noch Zeit für einen Motor- oder Kardanwechsel, für neue Schwinglager und oder einfach mal neue Elektrik. Damit diesmal aber wirklich nichts passiert, hat unser Hobbyheiliger Sankt Brotikus Nordkappi noch schnell das Weihwasser gebracht und mir die Absolution erteilt und sprach „passediesmaäbißschenoff“ und „jutefahrt“. Keine Ahnung, was seine…

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    Tag 1 (12/06) – Als die AWO 70 wurde

    Über den genauen Geburtstag der AWO streiten sich alle Gelehrten und Ungelehrten. Und wer glaubt, es genau zu wissen, ist sich selbst der Oberweise. Fakt ist wohl, daß unser großer Bruder Ende der 40er die weise Anweisung gab „Guckt mal, so ein 4-Takt-Motorrad zu bauen, welches besser als so ’ne poplige BMW ist, dürfte euch doch nicht schwer fallen. Selbst mit ohne den von uns geklauten Maschinen. Druschba!“ Und weil wir im Osten sonst keine Probleme hatten, war es ein Leichtes, so ein 4-Takt-Geschoss 1950 serienreif auf die Straße zu bringen. Vielleicht am 1. Mai, vielleicht zum Kindertag, oder zur 1. Betriebsratsversammlung. Wer weiß das schon. Fakt ist, der Traum…

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    Tag 2 (13/06) – Oldtimer besuchen Oldtimer

    Camping Bergsee Ratscher – kann man, kann man noch besser weiter fahren. Klares bayrisches Übergewicht an komasaufenden Gästen. Aber ok, wir überleben auch die zweite Nacht. Rostbratwurst und Bier machens möglich. Auf indirektem Weg ging es nach Zella-Mehlis zu einem kleinen, aber feinem Oldtimertreffen der Ifa-Freunde. 9 Awo’s on the Road over the „pace steep road“. Nach nem Schnack mit Ronny von Oktan 79 und Abziehen der 2-Takt-Schwaden der Ausfahrtteilnehmer gehts ab zur Schmücke, die haben noch Kuchen und nen schönen Ausblick. Ich kürze hier mal ab: nach gut 100km Ausfahrt zurück zum Campingplatz, Bier auf, Grill an, alles gut.

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    Tag 3 (14/06) – Werra Main Rhein

    Der Regen blätschert mal mehr, mal weniger aufs Zeltdach. In der Ferne unstätiges Grollen. Von schweren Gewittern bleiben wir in der Nacht Gott sei Dank verschont. Nach dem Frühstück fällt aufgrund der Wetterlage über Thüringen die Entscheidung, Ralf und Rocco über die Autobahn bis Würzburg zu begleiten. Von da aus gehts durch „Hier-ist-der-Hund-verreckt“-Ortschaften durch den schönen Odenwald, am Main entlang mit seinen historischen Burgruinen gen Worms. Da in etwa löst sich – nachdem die Auspuffhalterung bereits vor der Tour zweimal geschweißt und verstärkt wurde – der Auspuff rund um die Halterung auf. Campingstop ist bei Biblis. Genau, mit Kraftwerk in Sichtweite. Aber da soll ja seit kurzem nichts mehr strahlen…

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    Tag 4 (15/06) – Pennen in der Steueroase

    Meister Sandercycle schweißt Awocycle seinen Auspuff. Der Typ, der etwas an James Hetfield erinnert, hat nur ein verschmitztes Lächeln übrig für den Trompenblechnachbauauspuff (schönes Wort, gel?). Hand anlegen tut aber sein Kompagnon Volker, der auch nur den Kopf schüttelt, was von Harley-Auspuff nuschelt, aber während dessen jedes Lied von Rockland ausm Radio mitpfeift. Als eingefleischte Harleyfahrer will aber niemand von den wissen, was wir da eigentlich für Vehikel durch die Gegend jagen. Egal. Zumindest wird uns für die Fahrt gen Luxemburg noch die Route über Bingen und den Hundsrück empfohlen. Beiden können wir aber nichts so richtig abgewinnen. Wirklich schön wirds streckenmäßig erst nach dem Hundsrück bis zum Camp kurz…

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    Tag 5 (16/06) – Champagnerbad

    Schlimmer als der gestrige Abend hätte nur Dauerregen sein können. Keine Klamotten trocken, Zelt pitschmatennass, und alles muß so verstaut werden. Selbst der Versuch, mit dem Benzinkocher ein paar Stück Birkenholz zum Entflammen zu bekommen, ist kläglich gescheitert. Zumindest sind wir die erste Tageshälfte noch ein paar Kilometer trocken Richtung Champagne gekommen. Luxemburg hatte ich landschaftlich nie auf dem Schirm. Aber das muß ich grundlegend revidieren. Die Kleine Luxemburgische Schweiz bekommt von uns ein „sehr empfehlenswert“. Über kleinste Straßen geht es durch Belgien hinüber nach Frankreich. Wenn nicht die Autokennzeichen wechseln würden, bekäme man den Länderwechsel garnicht mit. Kein Schlagbaum, kein „Sie verlassen den wasweißich Sektor“, einfach nur schwupp, und…

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    Tag 6 (17/06) – Tour de Chateau de la irgendwas

    Weiter gen Süden soll es heute gehen, Kilometer fressen, aber das Schöne am Wegesrand deswegen nicht unbeachtet lassen. Zunächst lasse ich mal meine Uhr im Sanitärbereich bei der Morgenwäsche liegen, welche mir von einem freundlichen französischen Biker zurück gebracht wird. Er ist allerdings per pedes unterwegs, stammt aus Saint-Étienne, und macht sowas wie wir, eine Art Tour de France nur mit Fahrrad. Im Ort decken wir uns in einer sehr anheimelnden Weinhandlung mit einer Flasche Wein ein. Das Auge wird nicht satt zu sehen bei all den schönen Weinflaschen hier. Im Schaufenster wird sogar ein Fotografierverbot ausgesprochen. Nach höflichem Fragen dürfen wir drin aber doch ein Foto machen. Geht ja…

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    Tag 7 (18/06) – Bis kurz vor viel Sand

    Abschied nehmen von La Barriere, diesem schönen Kleinod mit wunderbarem Blick über den La Dordogne. Weniger schön sind die Wetteraussichten. Der Himmel hängt voller Schäfchenwolken. Übergewichtig und grauschwarz. Erst wenige Kilometer vor Bordeaux bahnt sich die Sonne immer mehr ihren Weg. Von der Stadt selbst bekommen wir eher nur die Vorstadt mit. Ein Mix aus Halle-Neustadt und nicht mehr ganz so tollen Altbauten. Es folgt noch eine Stunde Fahrt auf schachbrettartigen Straßen bis zum heutigen Etappenziel, dem Campsite Aire Naturelle Les Bruyeres. Naturelle? FKK? Egal, außer uns ist keiner hier. Und zu zweit machen wir uns nicht nackig. Morgen freuen wir uns auf den Atlantik und die Dune de Pilat.

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    Tag 8 (19/06) – Viel Sand (auch im Getriebe)

    Ein Tag, wie gemalt. Kein Regen, keine Kilometer schruppen, kein brennender Arsch. Die Sonne schielt durch die Baumwipfel, welche uns wohligen Schatten spenden und das Zelt vor zu schneller Aufhitzung schützen. Das Frühstück ist gediegen, und wir nehmen uns Zeit für einen zweiten Kaffee und lassen die Seele baumeln. Und wie ich so beim baumeln bin, kommt mir wieder dieses Klackern in den Sinn, welches sich aus der Kardangegend bemerkbar macht. Hatte erst kurz vor Reisebeginn die Kardanwelle gewechselt, weil die Verzahnung und die Lagerpassungen fertig waren. Kreuzgelenk und Lager im Kardan waren in Ordnung. Trotzdem hatte ich nun erhöhtes Spiel beim Bewegen der Kardanwelle. Also, gugge mor da ma…

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    Tag 9 (20/06) – Viel Sand II

    Sommersonnenwende. Um diese am Strand zu huldigen begeben wir uns heute ca. 70km weiter südlich nach Cap de L’Homy. Unspektakuläre Straßen, gezogen wie in einer Linie, dazu plantagenmäßiger Anbau von Kiefernwälder, in Reih und Glied. Der Landschaftsplaner hatte wohl nur Mindestlohn. Dafür haben wir uns kurz vorm Ziel unser erstes Eis in Frankreich gegönnt. Auch wenn es abends noch ziemlich frisch wird, aber tagsüber herrscht erträumtes Urlaubswetter. Wir decken uns mit Salami, Wein und und anderen leckeren Sachen fürs Wochende ein. Im Moment gehen wir davon aus, daß das Ersatzteil nicht vor Montag in Lons ankommt. Es wird also ein sehr gediegener Sonntag am Meer werden. Haben wir uns heute…