• Im Land der Ritter & Kokosnüsse

    Prolog

    Rückblick 2021¹: England im Blick, und Corona im Nacken. Reisen in mehr oder weniger ferne Länder werden zur Glücksache, da jedes Land sein eigenes Süppchen bezüglich Einreisebestimmungen kocht. Und die Briten haben ein ganz besonderes Süppchen angerichtet. Coronatest bei Einreise, nach einigen Tagen noch mal, und noch mal … und nur britische Tests sind zugelassen zu einem sündhaft teuren Preis. Ein Tag vor Abreise ändert sich somit mein Ziel auf das entspanntere Skandinavien. Bye bye, ihr komischen Briten! 2024: Nun also doch Britannien! Wo man in Wirtschaftskrisen Kokosnüsse bemüht und auf Chamelot der Fernsehempfang versagt. Mein Vehikel (Simson 425 Sport / AWO / Dreckskiste / coolste Karre der Welt) kommt…

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    16/8 Mein lieber Scholli

    Bis 9 drücke ich noch beide Augen zu und begebe mich nach Müsli, Stiefel fetten, und Offjerechtsein zum rituellen Abschiedskaffee zu Meister Lutz in die Werkstatt. Meister Raik kommt als Winkelement ebenfalls vorbei. Für meine Verhältnisse komme ich unheimlich früh in die Puschen und verabschiede mich kurz nach high noon gen Leegebruch. Erst mal zum Warmfahren gute 200km. Oder sagen wir heißfahren. Wenn man so will, der Hochsommer steht in voller Blühte und spätestens beim Helmaufsetzen bekommt man den ersten kleinen Schweißausbruch. Theorie: Einmal die B2 durch Heide und Fläming, und anschließend westlich um Berlin rum, und schon wartet Scholle mit Bier und Pool in Leegebruch. Bei Beelitz noch ein…

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    17/8 Laase uns in Liddow lagern

    Laase, das kleinste, aber feinste AWO-Treffen, was gibt, steht zum zehnjährigem Jubiläum wieder auf dem Programm, nachdem ich letztes Jahr aus Gründen leider schwänzen mußte. Mein Bausoldat wird mich an der Stelle wieder korrigieren, denn es ist kein AWO-Treffen, sondern ein Typentreffen. Und da hat er völlig Recht! Da trifft man schon ein paar Typen … Die Route führt mich dieses Jahr westlich von Neubrandenburg gen Norden. Hinter Penzlin wird die Nebenstraße zum Plattenweg, nicht schnell zu fahren, aber ausgesprochen ramontisch. Demmin scheint hingegen in einer Zeitschleife der 90er gefangen zu sein. Oder es ist als Museumsdorf ausgewiesen und man versucht den Charme der Wendejahre zu erhalten. In Loitz gibts…

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    18/8 Eck’n’back – dahin, wo letztes Jahr Anfang und Ende war gen Norge

    Nach nicht mal 24 Stunden – viel zu kurz für diesen Fleck – verabschiede ich mich wieder aus Laase und nehme Eckernförde ins Visier. Meine AWO treibt noch ein Weilchen Ullas Ural vor sich her, bis auch unsere Wege sich auf der A20 trennen. Der Rest ist eher Transit, also schnell vorwärts kommen. Lediglich in Lübeck möchte ich die Fähre Richtung Travemünde und Timmendorfer Strand nehmen. Ich verpeile jedoch trotz Navi die Fähre und stehe stattdessen vorm Mauttunnel. Also Kehrtwende übern Radweg und durch die Stadt gezwängt. Leider sieht man da nichts sehenswertes und ich bin froh, hinten wieder raus zu sein. Der Rest wird nicht besser, einige Baustellen und…

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    19/8 Fahrn fahrn fahrn, auf der Autobahn …

    Die Nacht war zu kurz, dennoch zwingt mich ein selbstauferlegtes Ziel zum Aufstehen. Primär will ich Rotterdam erheblich nah kommen, um morgen genug Luft zum Check in zu haben. Heißt: kurz nach Eck gehts auf die Autobahn und dann schauen wir mal. Bei Volker stibitze ich noch eine Schrumpfbuchse fürs Getriebe, sicher ist sicher. So düse/döse ich auf der Autobahn rum. Mit Schneckentempo durch den Elbtunnel und Snack- und Tankstopp kurz vor Bremen. Irgendwann verlasse ich die A1 und biege auf die B214 Richtung Westen. In Holland hab ich mir einen Naturcampingplatz ausgesucht. Nur, die Pausen werden mehr, der Rücken schmerzt, und so langsam verliere ich das Ziel aus den…

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    20/8 Aufwiedersehen Europa, wie ich es kenne

    Ein klammer kühler Morgen. Die Sonne schimmert schwach durch Morgennebel. Auch ohne Regen ist das Zelt pitschnass. Während eines ausgedehnten Frühstücks kämpft sich die Sonne immer stärker durch den Nebel und trocknet das meiste ab. Nach dem Packen ist vor dem Route checken. Ein Blick auf Hollands Straßennetz verrät mir, ich probiers gar nicht erst mit Landstraße. Erst kurz vor Rotterdam werde ich entscheiden, ob ich noch ins Grüne abbiege oder gleich zum Fährhafen baldowere.Holland von der Autobahn aus ist, sagen wir mal, lieblos. Je näher man den Großraum Amsterdam und Rotterdam kommt, um so mehrspuriger die Autobahnen und engmaschiger die alles vernetzende Kreuze. Bis Großraum Rotterdam ist es ein…

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    21/8 English for you – Lesson 1

    Ja ja, ich hab zwar gestern Abend die Augen zu gemacht, aber das impliziert nicht eine geruhsame Nacht. Es war auch stockfinster, weil Innenkabine. Ein unaufhörliches Vibrieren des Schiffsdiesel drang durch das ganze Schiff, und immer schön unrhythmisch. 5.45 klingelt der Wecker. Aufstehen, hübsch machen, und ab zum Frühstück. Es ist menschenleer. Eine vorbei eilende Servicekraft frage ich nach Breakfast und man teilt mir mit “6 o’clock”. Isses doch, denke ich, und schau auf mein Handy. Da steht auf einmal 5 Uhr! Ich werd wahnsinnig. Eine schlechte Nacht, und dann auch noch zu kurz! Nach was soll man denn den Wecker stellen, wenn 5.45 Uhr in England … lassen wir…

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    22/8 Good Morning Scotland

    Was für eine stürmische Nacht! Ich bin im Nachhinein ganz glücklich, mein Zelt gestern Abend nicht aufgeschlagen zu haben. An Schlaf wäre nicht zu denken gewesen. Meine Kabine war warm und sicher, trotzdem bin ich unter dem Geächze ein paar mal wach geworden. Nun, am Morgen stelle ich fest, daß Nase und Hals belegt sind. Ein Vorbote von Männerschnupfen? Den Regen muß ich noch bis 9 ausstehen, dann hellt es schlagartig auf und der Wind lässt spürbar nach. Ziel ist heute die Fähre von Aberdeen zu den Shetland-Inseln. Bei Sonnenschein begebe ich mich wenige Kilometer hinterm Campingplatz auf schottisches Hoheitsgebiet. Den Grenzstein haben die Engländer aber besser hinbekommen, als die…

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    23/8 Nichts als Shetland

    Zuerst mal negatives: Liegesessel ist Blödsinn für die Nacht. Wer 8 Stunden nur auf dem Rücken liegen kann mit leicht gebeugten Hüft- und Kniegelenken, ist entweder tot oder leidet an einer Krankheit. Auf der Rückfahrt haue ich mich gleich auf den Boden, da kannste wenigstens die Beine mal strecken oder auf der Seite liegen. Ich verliere mich schon wieder in Nichtigkeiten, dabei war heute eigentlich alles außergewöhnlich. Die aufgehende Sonne lacht übern Meer durchs Kabinenfenster. Das weckt die Lebensgeister und ich peile das Frühstücksbüfett an. Etwas sehr spät schreibe ich nun Colin von den Motorradfreunden auf den Shetlands an, mit dem ich schon im Vorfeld Kontakt aufgenommen habe. Zu meiner…

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    24/8 Loch im Fels / Nicht ganz dicht

    Heute heißt es leider schon wieder Abschied nehmen von Shetland. Bis zur Fähre am Abend schlage ich aber noch ein paar Haken über die Insel. Nordwestlich bei Tangwick hat Colin mir noch den Dore Holm empfohlen, eine steile Felsformation mit Loch, oder Tür eben. Noch imposanter zeigte sich aber die Gegend um den nahegelegenen Leuchtturm gleich um die Ecke. Eine zerklüftete Steilküste und guter Punkt, um Seevögel zu beobachten. Landschaft und Wetter legen in diesem Moment ein richtiges Imponiergehabe an den Tag. Wieder am Motorrad muß ich mir auf die Lippen beißen. Ich stellte einen leichten Ölfilm zwischen Motor und Getriebe fest. Das wollte mir nun überhaupt nicht imponieren. Da…