• Maghreb - Wo die Sonne untergeht

    26/8 Desert Highway

    Ein Frühstück, ein paar Feigen, und ein paar Wanzen oder Flöhe gibts zum Abschied. Doch bevor es los geht, ist auch gleich wieder Schluß. Das ganze Fahrzeug ist völlig instabil. Ich vermute Luftverlust in den Reifen. Und der Sohnemann vom Herbergsvater lotst mich zum Dorfkonsum mit angeschlossenem Werkstattservice. Das Flair entspricht den beiden Werktätigen in diesem Ambiente: historisch wertvoll. Doch die Luft im Reifen, die noch reichlich vorhanden ist, ist es nicht. Ich muß den helfenden Mitarbeiter höflich bitten, daß mit den 5 Bar doch mal bitte zu unterlassen. Statt dessen entdecke ich zwei gebrochen Speichen im Hinterrad. Und die Inspektion der restlichen Speichen offenbart eine mittlere Katastrophe. Alle Speichen…

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    27/8 Over The Mountain And Far Away

    Vor oder nach dem Frühstück in den Pool? Weder noch. Das Wasser ist frisch, und morgens mag ich das maximal ins Gesicht. Die Route heute ist viel kürzer, als ich mir für die Planung selbiger Zeit nehme. Dabei sieht das alles sehr simpel aus. Von meinem Hotel am Eingang der Toudgha-Schlucht geht es durch selbige, dann einmal links den Berg hoch, einmal rechts den Berg noch höher, und dann sollte ich den höchsten befahrbaren Pass auf einer Straße in Marokko, also nicht offroad, erreicht haben. Allerdings mußte ich zu Beginn der heutigen Etappe noch mal nach Tinghir zurück, da ich gestern im Dunkeln nur noch den Pool vor Augen hatte.…

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    28/8 Central Atlas Tamazight

    Wenn man dem Spektakulärem langsam den Rücken kehrt und der Kompass in die Richtung weißt, in der der Abstand zur alten Heimat wieder kürzer wird, setzt unwillkürlich die Melankolie des Abschiednehmen ein. Aber so schnell wird in Steppis Fall nicht geschoßen. Der Vorteil des Motorradreisens ist, vorbei ist, wenn ich zu Hause auf dem Balkon liege und mir alles noch mal durch den Kopf gehen lasse. Bis dahin ist REISE, und das ist schließlich das Ziel. Nix 12 Stunden Flieger, Trombosegefahr, und am Checkin am Flughafen ist die Stimmung am Arsch. Die Landschaft ist absolut abwechslungsreich. Hinaus aus der rotbraunen schroffen Gebirgsstruktur des Atlas-Gebirges geht es in eine gelblich-ocker-farbene Berglandschaft,…

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    29/8 Und jährlich grüßt das Murmeltier

    Fähren fahren nicht immer täglich von Tanger Med oder Nador, und günstig schon mal garnicht. Zumindest nicht kurzfristig. Letzten Endes entscheide ich mich für Tanger Med nach Sète für lumpige 635€ in zwei Tagen. Somit entgeht mir ein Teil im Nordosten Marokkos, wo es noch kleine Perlen zu entdecken gilt. Das muß dann leider warten. Für heute liegt mit Fès, die älteste der vier Königsstädte, immerhin noch ein Highlight auf dem Weg nach Norden. Und mit dem Djebli Club weiß ich auch einen guten Gastgeber vom Beginn meiner Reise durch Marokko als Nachtlager zu schätzen. Und wieder einmal heißt es mitten hinein in die Zivilisationanballung einer Stadt. Widerwillig, aber wer…

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    30/8 Blauer Himmel, blaue Stadt, doch am Ziel das Grau ist satt

    Sicherheit zuerst, keine Experimente. Die nächste Unterkunft buche ich in unmittelbarer Nähe zum Hafen Tanger Med. Nach 10 Stunden Schlaf, definitiv zu wenig, schäle ich mich aus dem Bett und geselle mich zu Alae und den Franzosen, die bereits fertig mit Frühstück sind. Trotzdem sind alle relaxt, niemand hats eilig, und so kann ich auch noch in aller Ruhe meinen Kaffee genießen. Ich bekomme noch den Tipp mit Chefchaouen, der blauen Stadt, mit auf dem Weg, sowie Akchou, einem wundervollen kleinen Flüßchen mit Wasserfällen und Bademöglichkeiten. Allerdings warnt mich Alae vor Akchou, da man zwar mit dem Motorrad in das Tal kommt, dann aber noch mal 2 Stunden bergauf wandern…

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    31/8 Einmal (ein kleines Stück) Afrika und zurück

    Der Wecker klingelt. Mit das furchtbarste, was es im Urlaub gibt. Aber der Checkin schließt für meine Verhältnisse sehr früh um 10.30 Uhr. Im Gegensatz zur Einreise komme ich diesmal sehr schnell durch die Kontrollen. Dafür stehe ich dann über 3 Stunden in der prallen Sonne, bis es endlich aufs Schiff geht. Ist das marokkanische Mentalität? Die Autos laufen mit Klimaanlage und als Biker schmort man in der Sonne? Als es endlich an Board geht, traue ich meinen Augen nicht. Direkt an der Auffahrrampe fängt die Polizei an, Kontrollen durchzuführen und lässt Kofferräume öffnen und Drogenhunde ihre Arbeit verrichten. Meine Fresse, die haben ein riesiges Hafengelände und direkt am Schiff…

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    1/9 Heute: Das Meer + Sonderprogramm

    Die Bediensteten freuen sich jedesmal, wenn Steppe mit seiner als Objektiv getarnten Thermotasse um die Ecke kommt und um heißes Wasser bittet, welches ich auch ohne Anstehen anstandslos bekomme. Danach gehts aufs Deck und ich versuche, ein möglichst schattiges Plätzchen, und noch dazu einen der raren Sessel zu finden. Das nächste Kunststück besteht darin, niemand in unmittelbarer Umgebung zu haben, der/die das Handy so laut hat, daß man es noch 10m gegen den Wind und gegen das Meeresrauschen hört. Leider gehört Lautstärke gerade in südlicheren Kulturkreisen scheinbar zum guten Ton, und so sind auch Gruppengespräche für jederman im größeren Umkreis hörbar. In meinem Fall fühle ich mich immer auf der…

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    2/9 Okzitanien

    Okzitanien, oder einfach mal nichts. Nicht immer muß es schon die Überschrift sein, die den Spannungsbogen aufbaut. Ich kann mir sowieso vorstellen, daß 4 von meinen 5 oder 6 Lesern oftmals garnichts anfangen kann mit meinen Überschriften. Was da im Kopf von Steppe abgeht, ist mir manchmal selbst ein Rätsel. Manchmal stehe ich gewissermaßen neben mir und schüttle den Kopf über Steppe. Mit den Überschriften ist es oft so, daß sich im Laufe des Tages Musik oder Filmsequenzen oder -titel im Hirn manifestieren, die sich bis Abends so eingebrandt haben, daß ich sie gern in der Tagesstorry verwenden möchte. Dabei ergibt es selten Sinn, wenn man den Text eines Songs…

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    3/9 Erst van Gogh, dann Pink Floyd

    Gegen halb zehn purzle ich aus dem Bett und wanke zum Frühstück. Ich fühle nicht, daß heute ein paar hundert Kilometer vor mir liegen und verlängere deshalb um eine Nacht. Nach einer erfolglosen Suche nach einem Job, Shop, sorry, entschließe ich mich gegen weiteres Abhängen und werde denn Tag doch noch etwas mit Kultur auffüllen.Kulturpunkt 1 ist schon ein Höhepunkt: AWO antreten. Kulturpunkt 2: die Arènes d’Arles und das Thèâtre antique in Arles (kleines Kolloseum und Amphietheater)Kulturpunkt 3: Eis in Arles essen (lecker Eis)Kulturpunkt 4: von Goghs Brücke von Pont de l’Anglais südlich von Arles (Vincent hat den Namen falsch verstanden, die Brücke ist auch nicht die, die er malte,…

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    4/9 Iranische Tütensuppe

    Das schöne an Frankreich ist ja, zumindest im Süden, fahr einfach los, und es wird schöne Dinge zu sehen geben. Kleine und große Chateaus, kleine und große Hügel, Berge, Schluchten, etc. Die Gorges de la Méouge (Méouge-Schlucht) erinnerte sehr an die Gorges du Verdon (Verdon-Schlucht), wenn auch nicht ganz so gewaltig. Zuvor traf ich an einer verlassenen Tankstelle einen einsam Biker, der mich heran winkte. Wie sich hrausstellte, hat er das gleiche Problem wie ich. Visa-Karten werden an Automaten-Tankstellen nicht akzeptiert, obwohl das Visa-Zeichen angegeben wird. Was erlauben Frankreich? Sie scheinen ja gern mal ihr eigenes Süppchen zu kochen. Beim suchen auf der Karte, wo wir nun die nächste Tankstelle…