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4/9 Stürmische See
Was für eine Nacht! Es wird die erste komplett ohne Schlaf sein. So schön ein Sonnenuntergang am Meer auch sein mag – und so mit Zelt und Motorrad am Strand strahlt das ja voll Romantik aus – aber: Augen auf bei der Wahl des Ruheplatzes. Wähle niemals einen Platz am steinigen Ufer, erst recht nicht, wenn Windstärke 6 bis 7 angesagt ist, in Böen mehr. Die Lautstärke der Gischt kam mir trotz Ohrstöpsel ohrenbetäubend vor. So beim Sunset fotografieren und Reisegeschichte schreiben war mir das gar nicht aufgefallen, aber als ich dann so eine Weile in der Koje lag, hab ich mir schon Gedanken gemacht über meine “vorausschauende” Standortwahl. Für…
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5/9 Connemara National Park – und wie ich die Pausentaste suchte, um die Zeit anzuhalten
Liebe Sachverständige, heute gabs Natur pur rechts und links um die Ohren gehauen, und rechts und links, und rechts und links … Welch eine Freude, durch dieses Kleinod, ach was sag ich, eine Glorie der Natur mäandern zu dürfen. Ich habe mich in ihr verloren. Saß auf einen Stein und habe die Weite auf einem Hochplateau genossen, bin orientierungslos durch Täler gestreift, und habe vergeblich versucht, die Zeit anzuhalten. Auf der Straße nach Galway wurde ich aus meinem Traum gerissen. Zu viel Zivilisation und zäher Verkehr. Ich steuerte nun den Burren an, um mir einige historische Sehenswürdigkeiten anzusehen. Jedoch, so schön das Driften im Connemara Nationalpark war, es kostete auch…
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6/9 Sunset Boulevard
Ich muß mich heute kurz fassen. Erstens spüre ich nach 3 Wochen das erste mal eine größere Erschöpfung, welche über die allabendliche einer Tagestour hinaus geht. Und zweitens genieße ich gerade den weiß nicht wievielten Sonnenuntergang an einem Traumstrand. Am Ende einer Landzunge, eine leicht erhöhte Klippe, starre ich mit Laphroaig zur Linken und Zigarre zur Rechten halb sinnentleert aufs Meer, und freu mich, hier sein zu dürfen, diesen Ausblick zu genießen, und es überhaupt soweit geschafft zu haben. Ich würde diesen Moment, dieses Gefühl gern mit euch teilen, aber dieses Feeling kann man nicht allein mit Bildern einfangen. In solchen Fällen bräuchte es die blumige Sprache eines Hermann Hesse…
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7/9 Fire On The Mountain
Ich stehe an der Klippe und schaue noch ein paar Minuten aufs Meer und die umliegenden Berge. Es fällt schwer, loszulassen. Irgendwann drehe ich mich doch um, trete den Kickstarter durch und beginne mein Tagwerk. Weit komme ich nicht. Im nächsten kleinen Dorf lächelt mich das Eisschild an und sagt “Tritt ein, und hol dir ne Kugel, oder zwei”. Was soll ich denn machen, die Sonne lacht vom Himmel und alles ist noch irgendwie romantisch … Und weiter gehts mit Kurvenslalom, daß es nur so eine Freude ist. Am Healy Pass gibts wieder Alpenfeeling. Satte 334m hoch. Denkt jetzt nicht, ich will euch veralbern. Aber so nah am Meer braucht…
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8/9 Slán a Éire
“Do you like Irish breakfast?” spricht mich jemand von der Seite an, als ich von der Morgentoilette zurück komme. Da sag ich nicht nein, als ich von den Campingnachbarn eingeladen werde. Waschechte Iren aus der Mitte des Landes. Wir hatten gestern Abend zur selben Zeit eingecheckt und der Mann der Familie hat da schon ein Auge auf die AWO geworfen. Hab ich gesagt “Wenn du das noch mal machst, biste blind”. Sorry, ein Scherz. Also ich hab die Einladung angenommen und wir haben uns ein bißchen über Irland, das Verhältnis zu Nordirland, und die Ukraine unterhalten. Wobei ich letztes Thema versucht habe, schnell abzuwirken. Bitte nicht in meinem Urlaub solche…
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9/9 Weicheisen in Wales
Gut geschlafen, gut gefrühstückt, kommen wir nun zum nicht guten Teil. Der Seitenständer kann es nicht mehr halten. Besser, als wenn ich es nicht mehr halten könnte, aber ab sofort ist die Nutzung dieses Weicheisens untersagt. Mark, seines Zeichens Chef des Ivybridge Guesthouse, legt sich ins Zeug für mich und organisiert mir eine Werkstatt 8km die Straße runter. Dort erkläre ich dem Boss, der den Anschein macht, schon lange nicht mehr arbeiten zu müssen (also der Rente wegen, nicht des Geldes), mein Problem. Mir wird ein Mitarbeiter zur Seite gestellt, und in einer guten Stunde wird der Seitenständer einer Generalüberholung unterzogen. Trotz vorhergehender Schweißarbeiten in den letzten Wochen sind immer…
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10/9 Elegie über das Reisen
Die Ruhe vorm Sturm hat mich in den Schlaf gewogen,der Sturm selbst hat dann das Zelt verbogen.Der Regen schwer vom Himmel fällt,dem Steppe das wohl kaum gefällt. Mir wurde heute wohl der Zahn gezogen. Obwohl nichts zu sehen war, hab ich mich trotzdem weiter gen Norden in den Eryri-Nationalpark begeben. Erst gegen Nachmittag, als ich mich bitter nötig bei einem Kaffee und einer Suppe aufgewärmt habe, rissen die Wolken langsam auf. Hier und da blinzelte die Sonne durch, ohne das die Temperaturen auch nur ein bißchen anstiegen. Aber immerhin bekam ich nun wieder mehr von der grandiosen Landschaft zu sehen. Irgendwo hier in den Bergen, die Kehrtwende gen Süden hatte…
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11/9 Little Britain
Nein, der Titel ist keine Anspielung auf die britische Fernsehserie. Eher habe ich durch die Umrundung Großbritanniens inklusive Irlands mit der AWO selbiges ein Stück kleiner gemacht, als es einem vielleicht schon aufgrund der Historie vorkommt. Nun also die letzte Etappe im Linksverkehr, mit dem ich bis auf ein paar kleine Ausnahmen trotz aller Befürchtungen gut zurecht gekommen bin. Zum Beispiel, daß ich im Kreisverkehr brav im Uhrzeigersinn einfahre, aber vielleicht trotzdem mal nach rechts schauen sollte, ob da nicht was von der Seite kommt. Ich glaube, ich habe ein oder zweimal für dicke Augen gesorgt. Woran ich mich nicht gewöhnt habe, als Fußgänger die Straße zu überqueren. Es war…
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12/9 Bonjour, France
Das Licht und die Durchsage reißt mich aus dem Schlaf. Noch eine Stunde bis Schiff sinkt oder so. Ich quäle mich hoch, schlürfe auf Toilette, etwas Wasser ins Gesicht und Kaffee geholt. Nein, gelogen, das war kein Kaffee, vielleicht braunes Wasser. Ein Blick aus dem Fenster, und wow, sieht toll aus. Sonnenaufgang und schönes Licht mit samt der Wolken am Horizont. Raus aufs Deck, und es kommt mir mild vor. Vielleicht bin ich auch noch nicht richtig wach. Aber es fühlt sich wie ein schöner Morgen an, und vielleicht folgt darauf ein schöner Tag. Beim Verlassen der Fähre empfängt die Passagiere ein fetter Regenbogen. Und als alle in der Schlange…
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13/9 Freitag, der 13. …
… ist kein schwarzer Freitag geworden. Nur, besonders toll wars auch nicht, vor allem in der zweiten Tageshälfte. Zuerst mal gibts gemütlich Frühstück in diesem schönen Landhaus. Bevor ich aufsattle, konversatiere ich noch ein bißchen mit der Vermieterin und ziehe dann wohlgelaunt von dannen. Die Landschaft ist von mehr oder minder großen Hügeln durchzogen und so meandere ich ohne Hektik durch die Gegend. Ich glaube, ich gehöre zur Spezies Meandertaler. Zwar lacht die Sonne heute fast ununterbrochen ins Gesicht, aber der kalte Wind zerrt und zehrt an den Nerven. Also Zeit für einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Ja, zwei, habt ja Recht. So schön es landschaftlich bisher auch war,…