Tag 14 (09/06): The Show must go on

Total distance: 19.08 km

 

Nach dem sich gestern schlagartig ein ganzer Urlaubsplan auf den Kopf stellt, wurden gestern Abend Frustbewältigung und ein Versuch der Rettung des Ganzen unternommen. Ich handle das mal kurz ab.

  1. 20km vor Karasjok Motorschaden. Wie ein erster kurzer Blick ins Innere verriet, könnte sich die Laufbuchse verabschiedet haben, welche bei 72mm Durchmesser eben schon recht dünnwandig ist. Das würde auch erklären, warum der Kolben fast quer im Motor liegt. Das Motorgehäuse hat durch die Wucht ebenfalls Risse bekommen unter dem Zylinder.
  2. ADAC treibt mich zum Wahnsinn. Kichernde Dame am Telefon: „Sie haben doch noch von vor 2 Tagen das mit dem Reifen offen“ „Nein, da kam keiner. Hab mir selbst geholfen“ Kicher, „Ja, die hatten Feiertag“ In dem Moment tötete ich sie das erste mal. 10 Minuten später ruft sie mich zurück „Ihre GPS-Daten sagen, Sie sind garnicht in Norwegen, sondern in Finnland“. Kicherte sie? Ich weiß nicht, aber sie starb das zweite mal. Beide Gespräche grenzten an Irrwitzigkeit.
  3. Wider Erwarten ist der Abschlepper nach einer Stunde relativ schnell da, wenn man mal schaut, in was für einer Gegend man da ist. Es geht nach Karasjok, aber nicht nach Alta, wo es strategisch besser für mich wäre. Beim Abschlepper hänge ich 2 Stunden rum, ohne zu wissen, wie es weiter geht. Dem ADAC mache ich klar, daß ich in einem gottverlassenem Nest ohne Penne hänge und auch nicht weiß, was aus der AWO wird. Ich muß auch grübeln, was ich eigentlich will. Zum Schluß kommen wir zu einer Vereinbarung: Man klärt mit dem norwegischem Klub das Abschleppen nach Alta. Die Kosten werden übernommen, aber ich verwirke mir das Recht, hinterher das Moped nach Hause schleppen zu lassen. Ich plane von Alta aus heim zu fliegen und später mit einem neuen Motor im Gepäck zurück zu kommen. Man verspricht mir seitens des ADAC die Flugkosten zu übernehmen. Und nun fangen meine Bauchschmerzen an. Ich bin noch nie geflogen. Angst hab ich nicht vorm Fliegen (vielleicht hinterher), aber der Papierkram mit Check-In und Gepäckabgabe, welches ich vielleicht nie wieder sehe, oder wo vielleicht schon die Annahme verweigert wird, weil ich eine von tausend Bestimmungen nicht eingehalten habe wegen Motorenteilen, Werkzeug oder weiß der Himmel, das bereitet mir Angst. Solche Dinge will ich nicht haben.
  4. Der Fahrer vom Abschleppdienst ist ein cooler Typ und wir quatschen die 2,5 Stunden von Karasjok nach Alta rüber über Gott und die Welt. Wenn nur mein Englisch nicht so bescheiden wäre. Er hat Freunde in Alta und meine Mopete steht nun in einer Autowerkstatt von Leuten, die am Wochenende Rallye fahren und gerade einen zerbeulten BMW wieder auf Vordermann bringen. Ich sacke das nötigste ein und werde zu einem Hotel gebracht. Von nun wird alles Luxus. Mir tränen die Augen bei den Preisen. Dennoch genieße ich abends an der Bar bei Livemucke meine Frustbiere. Das Glas kostet 10€!!! Und jetzt kommt ein Punkt, wo du weißt, du bist nicht ganz allein mit deinen idiotischen Ideen von wegen alte Karren am Nordkap zerschroten und nicht ganz knuspre Leute zu kennen. Freunde ist glaub ich der Terminus dafür. Tja, und da gibts wirklich welche, die spenden dir über Paypall auch noch Summe X zur Frustbekämfung. Irre!
  5. Heute sollte dann das Problem mit der Übernachtung nach der Rückkehr am Mittwoch angegangen werden. Leider sind zu dem Zeitpunkt alle Hotels in Alta (zwei) voll belegt. Es gibt auch zwei Gästehäuser. Davon zerfällt gerade eins und das andere antwortet nicht. Sonntags ist auch niemand vor Ort. Letzte Chance ist ein Campingplatz, 5km am anderen Ende von Alta. Nur steht da jetzt ein Bauschild mit einem Bild, welches veranschaulicht, welch schöner Betonklotz hier in Zukunft stehen wird. Nun ist die Kacke am dampfen. Gegen 23 komme ich in Alta an. Angesagt für die nächsten Tage sind Tempetaturen knapp über Null und Schneeregen. Da willste nicht auf der Straße stehen. Zum wiederholten Male hilft mir die junge Dame von der Rezeption und tätigt ein paar Anrufe. Gebucht ist nun ein Platz bei Alta Camp. Hab zwar keine Ahnung, wie ich in der Nacht an einen Schlüssel für eine Hütte komme, aber die wissen, daß ich spät komme. Na mal schauen.

Ich mach 3 Kreuze, sollte ich es wirklich schaffen, mit einem neuen Motor am Donnerstag das Nordkap anzusteuern. Im Kopf schwirren so viele Unwegbarkeiten rum, daß ich mir nicht sicher bin, ob das nicht alles im Fiasko endet.

1 thought on “Tag 14 (09/06): The Show must go on

  1. raik alvermann says:

    Hast Du denn schon ein Motor zu Hause liegen.
    Oder soll ich mal mit Meister Schimmel sprechen das wir was vorbereiten

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