Kampf ums Kap

Tag 18 (13/06): Hoffnung(slos)

Nun denn, auf zur letzten Etappe der Wiedergeburt. Ich muß zur Werkstatt, in der mein Vehikel auf ein neues Herz wartet. Zu Fuß mit einer Kiste von über 20 Kilogramm! Mit etwas Überredungskunst kriege ich einen deutschen Touristen dazu, mich samt Kiste an der Werkstatt abzusetzen. Läuft doch! Dann folgt Routine. Hinterrad raus, Getriebe raus, Motor raus. Aber, die Schwungscheibe samt Kupplung scheint schon locker zu sein und wackelt schon etwas. Aber die Schraube ist fest!? Dann läuft es mir eiskalt den Rücken runter! Jupp, die Schraube ist fest und hält den Konus der Schwungscheibe auch anständig auf dem Stumpf der Kurbelwelle. Leider hat der Konus mit dem hauptsächlichen Rest der Schwungscheibe keine feste Verbindung mehr. Heißt ergo: kein Antrieb mehr möglich! Mir schläft absolut das Gesicht ein. Alles um sonst. Die Organisation des Transports nach Alta, der Flug nach Hause und zurück, der neue Motor, bei dem aus Gewichtsgründen natürlich keine neue Schwungscheibe dabei ist. Als ich wieder zu Besinnung komme, beschließe ich, den Motor erst mal aus dem Rahmen zu holen und mir die Sache in Ruhe anzuschauen. Als ich den abgebrochen Konus und die Schwungscheibe endlich in der Hand halte, denk ich, das sieht zwar im Moment sehr ungesund aus, aber zum Glück im Unglück sieht die Bruchstelle ziemlich sauber aus und weißt keine Deformierung auf. Was bleibt mir also anderes übrig, als es zu wagen, den Kram einfach wieder zusammen zu schweißen. Der Werkstattmeister sieht mich schräg an, als ich ihn um seine Schweißkunst bitte. Die Kunst besteht nun darin, beide Teile radial und axial auf eine Achse zu bekommen. Denn wenn die Scheibe zum Schluß eiert, hält der Antrieb keine 100km und bricht mir wieder auseinander. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wir braten nach besten Wissen und Gewissen beide Teile zusammen. Und was ich als Messtechniker ohne Messmaschine hinterher sagen kann: wir haben das verdammt gut hinbekommen! Der Rest ist wieder Routine und eine Proberunde auf dem Werkstatthof fühlt sich gar nicht schlecht an. Gänsehaut! Zusammenpacken, große Dankesreden an die Werkstatt, und, ach ja, der alte Motor. Ich verhandle mit der Werkstatt und Oliver in Jørpeland. Das nicht mehr so gute Stück soll per Spedition nach Jørpeland, von wo ich es mir nach dem Urlaub baldigst abholen soll. Die Kosten trage ich und die Werkstatt kümmert sich sogar ums Transportunternehmen. Ich mach zum Campingplatz zurück und bin verdammt aufgeregt. Gehts morgen doch zum Nordkap? Die Schwungscheibe spricht eigentlich dagegen, und die Vernunft sollte es auch. Aber ich bin nicht hier, um 250km vor dem Ziel aufzugeben. Ich glaube einfach fest daran!

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20190613

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