Tag 33 (28/06): Grand Finale

 

 

Total distance: 236.05 km

 

33 Tage! 33 Tage, die mehr zu bieten hatten, als ich mir das in den grauen Wintertagen bei der Planung ausgemalt habe. Nicht nur die Entfernung und der zeitliche Rahmen waren eher außergewöhnlich für mich. Schon die Begebenheit, wie es überhaupt dazu kam, von vornherein diese Reise allein zu bewältigen, war ungewöhnlich. Das ich der geliebten Frau an meiner Seite danken möchte, mich für über einen Monat entbehren zu können, wäre an dieser Stelle zu wenig. Sie hatte selber große Pläne: allein auf ihrer AWO das Baltikum zu erkunden. Riga, Tallin, die Kurische Nehrung. Nicht ganz so lang unterwegs, aber nicht minder erlebnissreich und voll neuer Erfahrungen war auch ihr Trip durch die alten Sowjetrepubliken. Sicher folgt dazu später auch hier ein separater Bericht.

Nun ist sie also zu Ende, meine Reise. Wenn in den nächsten Wochen die Arbeiten an meinen Fotos folgt und hier und da noch mal am Reisebericht gefeilt wird, werden all die Emotionen noch mal hoch kommen. Ebenso die vielen kleinen Anekdoten, Begebenheiten und Bekanntschaften, welche es nicht in den täglichen Reiseblog geschafft haben. Und während ich das schreibe, kreisen unentwegt die Eindrücke ungeordnet in meinem Kopf, welche sich inzwischen tief im Kopf manifestiert haben. Die unendliche Weite und Unaufgeregtheit Lapplands, das scheinbare Aus der Reise eben am Ende Lapplands und damit das Aus für die Lofoten, mein ursprünglich primäres Ziel. Dieses Gedankenchaos im Kopf bei der Suche nach einem Ausweg, dieses Nicht-wahr-haben-wollen, und diese naive Vorstellung, einen Ersatzmotor einfliegen zu wollen. Mein erster Flug, der mir durchaus einen Eindruck vermittelte, warum Menschen Flugangst entwickeln. Und nein, ich hatte und habe keine Flugangst. Aber es war eine durchaus beeindruckende Ersterfahrung. Dann die moralische und finanzielle Unterstützung aus der Heimat, dieses Unternehmen doch nicht scheitern zu lassen. Und dann – Nordkap – jetzt erst recht. Senja, Lofoten und all die Hochplateaus, welch ein Genuss für die Sinne.

Als ich bei Lutz in der Werkstatt an dem Punkt aufschlage, an dem ich vor 5 Wochen meine Reise begann, macht sich ein klein wenig Melancholie breit. Sie wird nur von kurzer Dauer sein. In den nächsten Tagen steht die Aufarbeitung an, daß lebendige Erzählen des Erlebten unter Gleichgesinnten und Interessierten. Es wird das Gefühl einer fantastischen Reise bleiben. Kein Motorschaden und kein desolater Ausgabenhaushalt wird dies trüben können. Die Sehnsucht, wie der Weltreisende Ted Simon sinngemäß schreibt, nach neuen Ländern und Abenteuern ist immer wieder Antrieb. Den Mensch und seine Kultur, die Natur und ihre Allüren, lernst du am besten vom Motorrad aus oder zu Fuß kennen. In keinem geschlossenenem Blechkasten mit Rädern kannst du diese Nähe zu den Dingen spüren. Du lernst die Welt anders kennen, wie sie wirklich ist, und nicht wie es uns der heimische Medienmarkt zu suggerieren versucht.
Genug der schweren Worte. Zeit, den Dank noch mal an jene Leute zu richten, die mir diese Reise ermöglicht haben und mich in den schwierigen Situationen unterstützt haben, damit diese Reise ihr gutes Ende finden konnte.
Als erstes Dank an Mama, welche mir nie das Motorradfahren ausgeredet hat und das beste aus mir gemacht hat. Auch wenn ich als hoffnungsloser Fall galt 😉
Dank an Lutz und Raik, welche mir durch zur Verfügungstellung ihrer Werkstätten und Werkzeuge, ihrer Fachkompetenz, sowie ihrer Kaffeereserven die Basis bereiteten, um einen fahrbaren Untersatz für so eine Reise auf die Beine zu stellen. Ihr solltet mich für diese Huldigung als würdigen Erben all eurer AWO-Teile noteriell beglaubigen lassen. Dank an Katrin und Frank für einen guten Start der Reise, danke für die Marmelade. Dank an Ulla und Basti, Christian und Christian, Maik und Falko für die entspannten Tage in Schweden und das lecker Futter. Dank an Burkhard für die Vorbereitungsplanung und den letzte Geleit in Schweden. Ich danke Bernde für seinen unermüdlichen Einsatz, in Norwegen ein AWO-Außendepot zu eröffnen und überhaupt hätte er gern die Ersatzteilversorgung persönlich bis zum Nordkap betreut. In einem AWO-Gespann als Servicefahrzeug. In dem Zusammenhang auch Dank an Oliver, dem die Verantwortung des Außendepots praktisch ohne große Wahl von Bernde angetragen wurde. Auch wenn ich letztenendes kein Kontakt zum Basislager hatte und ich das persönliche Kennenlernen mit Oliver weiter verschieben muß, war doch der telefonische Kontakt eine weitere Unterstützung mit meiner problematischen Schwungscheibe.
Ich danke ganz doll den Spendern, die nicht nur finanziell das Unternehmen am Laufen gehalten haben, sondern auch für wunderbare Unterhaltung im Scandic-Hotel und der Frustbewältigung bei den 10€-Bieren gesorgt haben. Moralisch sehr erbauend das Ganze. Namentlich geht mein Dank an Romy und Nick, Volker und Mario, Schlichi und Jennie, Ingolf und Crischan, Frank und Ecki, Bernde, sowie Dominik und Daniel Pankow.
Noch mal Dank an Romy und Nick, in deren Honeymoonsuite ich für 4 Tage meine müden Knochen und meine Erkältung einer Rekonvaleszens unterziehen konnte. Es waren erholsame Tage in Nicks Schlüpper 😉
Dank an Fleischermeister Reißaus für die leckeren Salamis, welche gut eingeteilt bis zum Ende der Reise gereicht haben.
Last but not least gehört mein letzter Dank nochmals Anke, welche mit ihrer mutigen Entscheidung, allein auf weite Reise zu gehen, die Möglichkeit einer Nordkapreise erst eröffnet hat, aber bei dieser Unternehmung auch voll und ganz hinter mir stand.
Ein letzter Dank an all die, die ich wohl so schnell nicht mehr wiedersehen werde. Rune, der mich von Karasjok nach Alta schleppte und der mit seiner Beziehung dafür sorgte, daß meine AWO in eine Werkstatt des norwegischen Automobilclubs unter kam, in welcher ich mit dortiger Unterstützung meinen Motor wechseln durfte. Dank an dem Mensch von der ADAC-Zoll-Abteilung, welcher mir tatkräftig mit fachlicher Hilfe und Empfehlungsschreiben zur Seite stand.
Und Dank an all die Mitleser, die mehr oder weniger mich lesend begleitet haben und vielleicht die Daumen gedrückt haben. Ich hoffe, ich hab niemand vergessen so kurz nach meiner Ankunft.

Das war es. Gruß Steppe

3 thoughts on “Tag 33 (28/06): Grand Finale

  1. Jennie says:

    Sehr schön geschrieben Steppi!!
    Ich bin stolz auf dich und dass du das so toll gemeistert hast…mein Held des Jahres 🤗🤗🤩

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  2. Anke says:

    … das ist gerade so ein Gefühl… wie damals, du liest ein verdammt gutes Buch und willst nicht, dass das die letzte Seite ist… Schon zu Ende?

    Schön, dass du wieder hier bist!

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  3. uwe says:

    Schön das zum Schluß Alles gehalten hat und Du wieder gut und ganz zu Hause bist.Gruß

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