Tag 20 (13/6): Regenreifenzeit

Ich habe mir im Vorfeld 3 Adressen für einen Reifenwechsel in Trondheim raus gepickt und steuer als erstes die an, die am vielversprechendsten auch mit Motorradreifen dealt. Ich mach klar, welche Größen so alles passen würden, und dann wird mir ein Angebot gemacht, was ich nicht ausschlagen kann. Obwohl, so im Nachhinein denke ich, für das Sümmchen hatte ich auch mal nach Hause fliegen können, den Briefkasten leeren, und bei der Gelegenheit gleich noch 2 neue Reifen mitbringen können. Ich bekomme einen Motor im Passagierflugzeug mit, da sind 2 Reifen kein Problem. Naja, jedenfalls schlotterten mir die Knie, als ich den Preis sah. Fand aber auch keinen Fehler auf der Rechnung. 4313 NOK! 413€! Allerdings mit Wechsel und Auswuchten. Die Reifen mußten bestellt werden und wären in einer Stunde da. Nu nu, nur zu, wat kost die Welt? Also schon mal Gepäck abgeschnallt und im Warteraum Kaffee geschlürft. Es wurde 10, es wurde 11, und halb zwölf dachte ich, die norwegische Stunde ist lang. Logisch,ist ja auch länger hell hier oben. Just in dem Moment kam die Servicefachfrau um die Ecke gebogen und fragte
„Do they want to drive their motorcycle out of the hall themselves?“
„Wie selber raus fahren? Muß doch erst mal rein?“
„Service completed!“
„What???“
Ich fall vom Glauben ab. Eine Werkstatt, die noch nie nicht so ein Motorrad gesehen hat schraubt da ohne mein Zutun dran rum? Fragen nicht mal? Aber sie habens getan, und richtig! Etwas perplex zahle ich meine Rechnung und verabschiede mich mit einem Tusen takk!
Meine AWO hat jetzt Rennregenreifen. Holla, die Waldfee, jetzt kann ich es wieder krachen lassen. Zunächst mal lasse ich mich allerdings dazu hinreisen, kurz in die Altstadt zu düsen. Wenn man schon mal in Trondheim ist. Bis jetzt sah ich nur Schnellstraßen und Gewerbegebiete. Es soll da einen schönen Dom geben und vielleicht noch ein paar andere Hingucker, die ich vom Motorrad aus bestaunen kann. Da, der Dom, vorn rechts abbiegen, schönes Foto machen, weil regnet grad nicht, und weiter schauen. Und, nichts freut einen Fotografen mehr, als wenn das schöne Antlitz des Trondheimer Doms mit einem orangefarbenen Baufahrzeug und ausgefahrener Plattform die Front des selbigen verziert. Könnt ich glatt den ganzen Film verknippsen. Dann, um die Ecke rum, die Trondheim Bakeri. Ok, das rettet die Situation. Zwei Stück Kuchen und ein Kaffee, dann hab ich aber auch schon wieder genug von Stadtgucken in Motorradklamotten. Zumal der Regen wieder einsetzt und bis in die Abendstunden nicht mehr aufhören wird. Nächste Etappe ist Runde, gesprochen Ründe. Skandinaviens südlichste Brutkolonie. Hab da schon interessante Sachen von gehört und hoffe nun, selber was anständiges vor die Linse zu bekommen. Es ist allerdings ein gutes Stück von Trondheim weg und der Regen setzt mir mehr und mehr zu, bis ich die Weiterfahrt abbreche. Suche mir den nächstgelegenen Zeltplatz, und freue mich, so zufällig wieder ein feines Fleckchen Erde kennen lernen zu dürfen. Irgendwo zwischen Trondheim und Ålesund am Fjord auf einer Halbinsel gelegen. Kleine schmale Straßen meandern durch den Wald. Hatte ich lange nicht, meandern. Gell? Keine Hauptstraße in der Nähe, absolute Ruhe. Ich nehme natürlich wieder eine Hütte, denn preislich liegen wir hier schon unter der Hälfte von denen auf den Lofoten. Und endlich schlafen …

Total distance: 212.87 km

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