Tag 26 (19/6): Intermission II

Etwas Motorrad soll es heute wieder geben. Allerdings nur Wartungsarbeiten. Die Kupplung klemmte immer öfter auf den letzten Kilometern, und einem beklemmendem Gefühl sollte auf dem Grund gegangen werden. Die letzten Tage war zunehmend ein instabiles Verhalten bei langsamer Fahrt wahrzunehmen. Die Suche am Hinterrad hatte noch garnicht richtig begonnen, da war sie auch schon wieder zu Ende. Alle Speichen locker! Alle! Ich kann mir darauf keinen Reim machen. Und der Reifenservice in Trondheim wird ja wohl kaum an den Speichen rumgefummelt haben. Allerdings hätten sie es doch beim Auswuchten bemerken müssen?! Ich fühle allerdings weniger das Verlangen, die Lösung zu finden, als viel mehr den Drang, den Hobel beisammen zu halten und die letzten Kilometer noch unbescholten nach Hause zu kommen. Es hieß also, Hinterrad raus und Speichen nachziehen und schauen, ob da sich nicht noch Folgeschäden ergeben haben. Und ja – es kam mir vor, erst links eine runter zu bekommen, und rechts gleich hinterher – offenbarte sich gleich das nächste große Problem. Und wieder gab es ein Déjà-vu. Wie schon vor 2 Jahren in Frankreich bestand der Mitnehmer im Hinterrad nur noch aus Mäusezähnchen. Völlig abgenutzt das Teil, keine massiven Zähne mehr. Das geht nicht mehr lange gut. Ich entschied trotzdem, hier keine Hand anzulegen und vetraue darauf, daß er die letzten gut 500km noch seine Arbeit verrichtet. Und auch hier verspüre ich mental die Kraft nicht, mir über die genaue Ursache Gedanken zu machen. Die systematische Suche wird auf zu Hause verschoben. Es wird alles wieder zusammen gebaut und hier und da noch ein bißchen mit Öl versehen. Apropos Öl. Auch wenn ich nun tausende Kilometer mit inkontinentem Motor unterwegs war, beschloss ich auf Berndes Rat hin so kurz vorm Ende der Tour doch noch einen echten Klassiker einzusetzen. Die kongeniale Baumwolldichtung! Diese phänomenale Erfindung ist eine Kombination aus Rödeldraht und Putzlappen und wird stilvoll im Joint-Venture-Verfahren in vollem Umfang mit dem Zylinderfuß in Verbindung gebracht. Was unsere Urväter nicht besser konnten wird in guter Tradition weitergeführt.

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