Tag 6 (30/5): Olle

Der Wecker klingelt 6 Uhr. Noch 145km bis zur Fähre nach Äland. Eile ist geboten. Es ist Tag 6, aber bis jetzt komme ich mir wegen dieser blöden Motorgeschichte vor, wie auf der Hatz. Das soll sich ab Åland ändern. Kaum angelegt, wird der Chilloutmodus eingelegt. Die Sonne lacht und ich studiere die Karte, wie ich Åland kreuzweise nehme. Kreuzweise ist auch die Geschichte der Insel-Gruppe mit ihren über 6700 Inseln. Finnen, Schweden, Russen, noch ein bißchen Deutsche, Franzosen und Engländer, und das in kaum mehr als hundert Jahren.
Ich kreuze also quer und längs über die Insel, als mir plötzlich ein Wegweiser ein Fotomuseum offeriert. Ist ja wie gemacht für mich und ich bremse scharf und biege ab. Nur, „closed“ war das letzte, was ich an der Tür sehen wollte. Betrübt fahre ich wieder vom Hof, als in dem Moment ein älterer Herr mit Kamera das Gebäude zur Seitentür verlässt und in sein Auto steigen will. Wendemanöver eingelegt und den Mann zur Rede gestellt. Ich binde ihn mein großes Interesse ans Bein, und er lässt sich breitschlagen und bietet mir eine Privatvorführung an. Das anfängliche Grienen weicht einem Boah. Das von außen eher etwas unscheinbare Gebäude beherbergt tausende Exponate verschiedenster Kameratechnik von der ersten Stunde an, bis über Lichttechnik, wie Magnesium, Filmrollen, Schnittmaschinen usw. Und meine Pouva Start samt original 120er Orwo-Film mit 12 Bildern hat er auch da gehabt. Wir waren weit über eine Stunde beschäftigt und haben viel über die Technik von damals und heute geplauscht. Nebenbei kamen Einzelheiten aus seinem eregnisteichen Leben zu Tage. Olle, so heißt der Gute, ist 72, war unter anderem Kameramann, Steilwandfahrer, Clown und Modellbauer. Diesen Mann mit seinem Museum kennen lernen zu dürfen ist eine echte Bereicherung gewesen. Sicher nur eine kleine Anekdote im Lauf des Lebens, aber eine von den ganz positiven und wichtigen. Also wer mal Åland besucht, unbedingt nach dem Fotomuseum gucken. Auch wenn nicht jeder so viel Glück haben dürfte, eine Privataudienz zu bekommen. Und Åland selbst? Eine schmuckes Eiland zum gediegen Abspannen. Allerdings bin ich vor Saison und damit zum Totentanz da. Ob das im Hochsommer dann immer noch so ramontisch ist, wer weiß. Entsprechend hab ich auch meinen abendlichen Campingplatz für mich allein. Das nutze ich und dusche beu offener Tür und verleibe mir die ersten Nudeln auf der Reise ein. Und dazu ein kleines Schlückchen  Glenmorangie, 10 Jahre alt, auf Olle, den Tag, und die AWO.

Total distance: 308.73 km

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