Tag 8 (1/6): Polarkreis, verpasst

Heute ist Ausschlafen verdient und mit Blick von der Veranda ein schönes Frühstück Pflichtprogramm. Dafür kämpfe ich mt der Planung der weiteren Route. Die E75 bringt mich schnell Richtung Norden, ist aber ziemlich langweilig. Zumal ich bei Gegenwind eher eine Behinderung für den Verkehr af der – wenn man so will – einspurigen Autobahn bin. Muß an der Stelle noch mal festhalten, wie entspannt das Fahren in ganz Skandinavien ist. Keine Raserei oder Drängelei. Selbst wenn ich berghoch nicht aus dem Knick komme, gibts keine gewagten Manöver oder dergleichen. Auf  vielen Straßen sind oftmals nur 80 erlaubt und alle halten sich ziemlich genau dran. Selbst wenn es kilometerweit einsehbar ist.
Probleme macht das Wetter heute nicht, die kommen von ganz anderer Seite. Tanke Nr.1, Karte nicht akzeptiert. Tanke 2, Karte nicht akzeptiert. Allerdings mit Geldschein bezahlt. Ist nicht, wie bei uns, reingehen und drin zahlen. Die meisten haben nur Kartenterminal, und manchmal auch Geldscheine, aber ohne wechseln. 50€-Schein ist da doof. Tanke 3 frist auch wieder keine Karte. Da kam es hervor gekrochen, das dumpfe Gefühl, etwas wichtiges vergessen zu haben. Mein Banke kappte vor Wochen meine Maestrokarte und schickte mir stattdessen ne einfache Popelkarte nur für Deutschland. Und schon von anderen Skandinavienreisen wußte ich, daß de Visa-Karte eben nicht überall akzeptiert wird. Ich wollte die Bank wechseln, nun ist es zu spät. Das Problem kann sich weiter im Norden noch verschärfen, wenn die Tankstellendichte nicht mehr so groß ist. Au Backe, ich mag garnicht dran denken. Flieg ich wieder von Alta heim, um diesmal Geldkarten zu besorgen?
Im nächstgrößeren Ort vor Oulu bekomme ich erst mal wieder Benzin mit Visa, und besorge mir auch gleich noch ein bißchen Bargeld, was ich in Skandinavien fast nie brauchte. Bin ja mal gespannt, wie sich das die nächsten Tage gestaltet.
Ach ja, die Route. Durch endlose Wälder und vorbei an unzähligen Seen in hügliger Landschaft wählte ich zunächst die Nebenstraßen. Und endlich spürte ich erstmals in diesem Urlaub dieses Feeling, welches immer ein paar Tage braucht, bis der ganze Ballast und Mief von zu Hause von einem abfällt. Peu à peu finde ich wieder zu dieser mentalen Freiheit während ich den schier endlosen Wegen durch die grandiose Natur Skandinaviens folge. Immer weniger spuken mir sinnlose Dinge durch den Kopf, die ich vom Alltag zu Hause mitgeschleppt habe. Mal einen Motorschaden, wie 2019, ausgenommen, kann sich so ein paar Wochen im hohen Norden wie ein endloser Joint anfühlen. Nicht high im Sinne, nichts mehr mitzubekommen. Eher die Sinne schärfend, belastendes fallen lassend.
Ziemlich müde und hungrig entscheide ich mich hinter Oulu einen Campingplatz am Ostseestrand aufzusuchen. Ich verschiebe damit den Polarkreis auf morgen.
Fast hätte ich es vergessen. 2019 machte mir mein abgefahrener Hinterreifen Sorgen. Eine Größe, die man hier oben nicht unbedingt sofort im nächsten Mopedladen bekommt. Zumal, je höher man kommt, mehr und mehr die Motorschlitten die Oberhand gewinnen. Da gehen Ketten gut, Motorradreifen eher selten. Und Kette hat die AWO nicht. Wäre mal ein interessantes Projekt. Naja, jedenfalls den Laden von vor 3 Jahren angerufen und Reifen bestellt. Läuft alles nach Plan, hab ich morgen Abend oder Freitag ein neues Profil am Hinterfuß.
Was noch festzustellen wäre: Sprit 2,60€/l – K***e! Vom Spiegel löste sich ein Stück Keder und drohte rauszufallen. Eine Tube Pattex hat das Problem eliminiert. Hab mir auf die Schulter geklopft. Und der Motor, das Sorgenkind? Läuft wie ein Bienchen. Schwitzt ein bißchen am Elektrikdeckel und Zylinderfuß, aber noch nicht wirklich auffällig. Getriebe klappert,  glaub ich. Weghör.

Total distance: 418.31 km

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