Tag 9 (2/6): The oil of AWO

8 Stunden durchgeratzt. Nenne ich mal ordentlich, trotz der E75 in 50m Entfernung. Das Frühstück wird so entspannt, wie Abends zuvor das Abendmahl an der Saunahütte direkt am Strand. Abends gibts übrigens fast immer Nudeln. Auf meinem Grabstein steht vielleicht später mal, er starb nicht an, sondern mit Nudeln. Zum Frühstück gibts klassisch Marmelade aufs Brot. Immer im Urlaub.
Der Wetterbericht sagt Sonne und Wärme an. Der Weg führt mich heute fast auf direktem Weg nach Kolari. Der aufmerksame Leser wird feststellen, das war auch schon 2019 das Ziel. Damals aus der Not heraus gebohren, diesmal fest im Tourplan. Es geht natürlich um Reifenwechsel, den ich diesmal vorsichtshalber eingeplant habe, um dann nicht mit Glatze in der Pampa nach einer Reifenbude suchen zu müssen. Unterwegs muß ich wiederholt feststellen, daß meine Visa-Karte ’nen Dreck wert ist. Aber! Eine Tanke mit Kasse im Kaffee. Fein fein, da kann ich meinen Fuffi beim Zahlen klein machen, denn trotz exorbitanter Spritpreise – ich schreibe hier von 2,60€/l – passen keine 50€ in den AWO-Tank. Also wenn schon Barzahlung durch Geldeinschieben an diesen Karten-Tankstellen möglich ist, kann ich höchstens 20er oder kleiner gebrauchen. Der Automat gestern hat mir aber nur Fufgis präsentiert. Also Schein 1 klein gemacht. Will schon das Lokal verlassen, und entdecke in der Ecke noch Regal mit so Handwerkerbedarf und Ölflaschen. Öl! Das sich nächste anbahnende Problem. Denn der Ölverbrauch wird meine mitgeführten 2 Liter Reserve irgendwo spätestens in Mittelnorwegen aufgefressen haben. Also noch 2x 0,6l SAE30 geordert, 1x Arbeitshandschuhe, und 1x Tafel Schokolade. Das das auch immer direkt neben der Kasse liegen muß. Die ölfesten Arbeitshandschuhe werden ihren Einsatz bekommen, soviel sei schon mal veraten.
Ich würde gern wie gestern die mentale Ruhe wiederfinden, aber der Straßenzustand will das nicht recht zulassen. Sicher, alle Straßen sind asphaltiert – stimmt nicht ganz, kleinere Ausfallstraßen sind manchmal auch nur Schotterpisten – nur, alle paar hundert Meter befinden sich Bodensenken verquer in der Fahrbahn, daß es da bei 80 Sachen schon mal einen Steppe aus dem Sattel hauen kann. Das macht das Schauen nach rechts und links unheimlich schwierig. Natur durch die Nase pfeifen will da nicht recht gelingen. Ich hake das irgendwann ab und begeb mich wieder auf die Hauptstraße nach Kolari. Wenn ich Glück habe, ist mein Reifen heute schon da. 16 Uhr bin ich laut Navi da, da wäre ein Wechsel noch locker möglich. Ich erreiche Kolari Kumi, wie der Laden heißt, 15.45 Uhr. Nicht, wie 2019 bei 30°C im Schatten, sondern bei angenehmen 20. Leider ist mein Reifen noch nicht da. Kommt erst Freitag Mittag. Dies eröffnet mir aber eine andere Möglichkeit, die ich mittels Übersetzungshilfe mit dem Handy am Schalter im Laden klären kann. I have da little Problem. Richtig geraten: ein Ölproblem! Die Undichtigkeiten haben sich heute mehr und mehr ausgeweitet. Zuganker und Fußdichtung sudeln immer mehr vor sich hin. Ich beschließe, meine Ersatz-Kopf- und Fußdichtung zu opfern, die ich Gott sei dank mit habe. Und ebenfalls die Dichtmasse aus dem Frankreichurlaub 2020. Danke an Lutz noch mal. Muß mal aufn Punkt kommen: früh in die Reifenbude kommen und Zylinder und Kopf dichten, an einem mir zur Verfügung gestellten Platz. Läuft alles nach Plan, ist Mittags die Mopete kontinent, und Nachmittags neu besohlt. Das Hinterrad ist diesmal weit weniger abgefahren, wie vor 3 Jahren, und würde sicher noch einen weiten Teil der Strecke zurück reichen. Aber bestellt ist der Teifen nun mal und ich will kein Risiko eingehen. Man soll im Norden hier oben die Gelegenheit nutzen, wenn sie sich bietet, und nicht irgendwo in der Pampa nach Hilfe suchen müssen. Das Gefühl mit ‚Hilfe suchen müssen‘ beschleicht mich immer mehr, je näher ich Kolari komme. Es war damals der letzte gute Tag vor diesem schwarzen 13. Tag. Explosion im Motor, Implosion im Kopf. Ich würde Kolari gern umfahren. Aber schließlich ist es nicht der 13. Tag, und diesmal fahre ich zum Inarisee, was ich ja damals abgebrochen habe. Hätte ich vielleicht doch … Alles wird gut!
500m nach der Reifenbude kommt ein Zeltplatz. Also eingezeichnet als sowas. Es ist eher ein Hüttenservice von einer Burgerbude. Mir egal für 55€ mit Küche, Dusche und Saune. Gegenüber in den Supermarkt gestürzt und Grundnahrungsmittel besorgt. Falsch, kein Alkohol! Nudeln, Ketchup, Brot und Vitamine. Ja, ok, ne Tüte Waffeln war auch dabei, lag gleich neben den Vitaminen. Und ich nutze den Fernseher mal ausnahmsweise. Ne ne, nicht für finnische Soaps, sondern um meine Mucke vom Stick abzuspielen. Everett Parker, wißt schon.
Ich wollte eben noch schauen, wann die Sonne untergeht, aber sie tut es nicht mehr. Ich sitze hinter dem Polarkreis.

Total distance: 291.47 km

1 thought on “Tag 9 (2/6): The oil of AWO

  1. Raik says:

    Da haste ja schon wieder viel Interresantes erlebt. Weiterhin viel Spass Gruß Raik

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