Tag 15 (27/8): Back to the roots

Und heute: Natur! Ich steuere den nördlichsten Festlandpunkt Estlands an. 40km hinter Tallinn kann ich endlich die Schnellstraße verlassen und biege gen Norden ab. Endlich wieder gediegene Kurven entlang der Küste. Alles hätte so schön sein können. Trotz mehrmaliger Kontrolle des Wettervorhersage sollte es zwar bedeckt, aber 0 Regen geben, in Worten; null. Warum goss es dann wie in Strömen? Und wer hat eigentlich meine Regenklamotten in die Packtasche gepackt und nicht griffbereit oben drauf? Mmpf! Die letzten paar hundert Meter auf einen Waldweg erreiche ich Kap Estland. Es stehen ein paar Zelte neben dem Schild „Zelten verboten“. Es ist ein traumhafter Platz. Wen es mal in den Norden Estlands verschlägt, die Halbinsel Pärispea sollte ganz oben auf der Liste stehen. Zelten, angeln, Rad fahren, chillen, hier kann man alles. Motorrad natürlich auch, und so begebe ich mich doch schweren Herzens wieder nach Süden. Alles sehr reizvoll, vorbei am Gutshaus Palmse, bis ich irgendwann wieder auf den Highway abbiege. Nächstes Ziel ist der Peipussee, den sich Estland mit Russland teilt. Doch vorher streife ich noch Rakvere mit der mittelalterlichen Burg Wesenberg. Bei Nieselregen gönne ich mir nur einen kurzen Stopp und ziehe dann weiter. Kurz vor dem Peipussee lege ich Tank- und Kaffeepause ein, und schaue nach meinem heutigen Etappenziel, was ich noch nicht konkret ausgemacht habe. Ein Blick auf die Karte sagt mir, Petersburg liegt so gesehen auch gleich um die Ecke, aber irgendwelche Vollpfosten müßen nun gerade Krieg spielen.
Es ist mir noch zu früh, um am See das Zelt aufzuschlagen, und so beschließe ich, daß gute 100km noch drin sind. Ich folge noch einige Zeit der Küste, an der sich so gut wie keine Touristen befanden, und Fischerboote bis auf eines hab ich auch keine gesehen. Ein Grenzgebiet mit dem nicht geliebten Nachbar eben. Meine Route führt mich nun wieder über kleinere Straßen, und naja, ich hätte es wissen müßen, auch wieder über meine heißgeliebten Schotterpisten. Dennoch ein Kontrastprogramm zu Autobahn und Beton gestern nach Tallinn. Und zur Krönung des Ganzen finde ich heute ein weiteres naturelles Highlight auf meiner bisherigen Reise. Im Südosten Estlands befindet sich Taevaskoja. Den Namen solltet ihr ebenfalls ganz oben stehen haben auf einer baltischen Reiseliste. Unter anderem findet sich am Fluß Ahja wunderschöner devonischer Sandstein, durch welchen das kleine Flüßchen hindurchmeandert. Die Stelle nennt sich Himmelsheim und trägt den Namen zurecht. Der Wald ist dicht und an manchen Stellen fühle ich mich in den Film „Reise in die Urzeit“ zurück versetzt. Passt ja auch mit dem Devon. Da ich mir zuvor noch mein geliebtes Nudelgericht gezaubert habe, war die Zeit am Fluß etwas knapp und die Dämmerung schritt immer weiter voran. So schnell, daß ich wohl ohne Navi so leicht aus dem dichten Wald nicht wieder zurück gefunden hätte. Nach der Dusche gehts diesmal ohne Zeilen in die Koje. Die gibts dann zum Frühstück.

Total distance: 318.74 km

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