Schneller als geplant muß ich die Lofoten leider auch schon wieder verlassen. Aus einem Tag ohne Motorrad wird nichts. Allein die Reise zu Oliver dauert locker zwei bis drei Tage. Ach ja, und dann mein Hals und die Rüsselseuche. Zu Hause hätte ich Männerschnupfen und würde den sterbenden Schwan machen. Hier ist das keine Lösung. Und weil ich Dumpfbacke mich nicht um die Fährzeiten nach Bodø gekümmert habe, komme ich erst Nachmittag weg von der Insel und lande um 18 Uhr in Bodø. Klasse, kein Meter gefahren, aber der Tag ist rum. Egal, dafür ist das Wetter im Gegensatz zu den Lofoten trocken. Also ab auf die Piste (E6) und Jacke, solang mein Hintern mitmacht und ich die Augen offen halten kann. Punkt Mitternacht überquere ich den Polarkreis. Eine Träne will mir über das Gesicht laufen. Was für ein Abenteuer da oben. Erst der Reifen, dann der Motor, aber vor allem diese grandiose Weite Lapplands, die schroffe Küste Norwegens und diese Hochplateaus, welche immer wieder eine eigenartige Fastzination auf mich ausüben. Und natürlich die Menschen, die, je weiter weg sie von zu Hause sind, viel schneller aufeinander zu gehen als in der Heimat. Irgendwann treffe ich einen BMW-Fahrer von den Lofoten wieder, welcher ebenfalls schon ein Nachtlager sucht. Wir machen beide an einem Punkt ein letztes Fotoshooting von Abendrot und Bergen, und beschließen, an diesem schönen Ort unser Lager aufzuschlagen. Dummerweise ist die Nebenstraße gleichzeitig die Umleitung für die E6, welche ein paar Meter unter uns wegen Arbeiten im Tunnel gesperrt ist. Dem entsprechend sieht der Morgen beschissen aus. Verkehr und Regen am und vorm Zelt.
