Tag 3 (15/8): Schlechte Planung II

Die Sonne treibt mich am frühen Morgen erbarmungslos aus dem Zelt. Für Kaffee und Marmeladenstulle finde ich noch ein kleines Stück Schatten hinterm Wohnwagen nebenan. Bis auch hier der Planet prasselt. Also packen im Schweiße meines Angesichts. Was solls, vor Abfahrt noch mal kalt duschen. Anziehen, antreten, anfahren. Naja, nach antreten und vor anfahren kommt noch mal schwitzen. Nach 10 Minuten Fahrtwind war es wieder angenehm und es schien ein wunderschöner Tag zu werden. Sanfte Landschaft, gediegene Straßen, Kirchen ganz nah und Burgen in der Ferne. Nur, wer kleine Straßen sucht, muß sich nicht wundern, wenn er auch mal schlechte Straßen kriegt. Also ab und zu, nichts tragisches. Das wurde es erst in der zweiten Tageshälfte. Mal wieder war meine schlechte Routenplanung Schuld. Meine Navi-Software zeigt nur bei ziemlicher Vergrößerung kleinere Ortschaften an. Ein Stück rausgezoomt, und alles sieht schick aus. So sah es ja auch aus, so südlich um Ostrava herum. War es aber nicht. Es war nicht nur nicht schick, es war zum Haare raufen. Eine Hauptstraße (ohne Ausweichmöglichkeiten), ein großes Dorf (also viele kleine hintereinander), und dann kam Rosenau (Rožnov pod Radhoštěm). Irgendwo am anderen Ende der Stadt gab es eine Baustelle. Und auf der zweispurigen Hauptstraße ging es am Ortseingang im Schritttempo voran. Die Sonne schien mir durch den Helm und brachte inneres zum Kochen. Entnervt nutzte ich die erste Gelegenheit und bog ab, um Fahrtwind und Abkühlen zu erhaschen. Es ging durch Wohngebiete, enge Straßen, auch mal eine Sackgasse. Ich muß hier raus! Aber es gibt nur diese eine verflixte Straße durch den Ort. Irgendwo am Ende gelangte ich durch gewagte Manöver teils durch Gegenverkehr wieder Richtung Ziel.Es war sehr riskant, mit den Seitenkoffern an slowakischen Autos keine Erinnerungen zu hinterlassen.
Die letzten 2 Stunden waren bei hohen Temperaturen und zähem Verkehr zu kräfteraubend, so daß ich mich verleiten ließ, ein Campingplatz am See, aber leider auch an der Hauptstraße zu nehmen. Anfängerfehler von einem Erfahrenem. Wie sich raus stellte, war der Verkehr aber gar nicht das Problem. Gegen 2 Uhr gab es auf dem Platz wohl immer noch sehr durstige Seelen. Und wie das manchmal so ist mit gesteigertem Pegel, wird zur fortgeschrittenen Stunde dann schon mal die seelische Befindlichkeit sensibel dargeboten. Im Nachhinein kann ich mich köstlich amüsieren über die Show. Ich hab kein Wort verstanden, aber es klang wie bei Dick und Doof. Ihr wißt schon, Stan mit weinerlicher Stimme sein Leid klagend, und Oli, der ihn Trost spendet. Genau so war es auch hier. Und zur Krönung des Ganzen, als das Jammern nicht aufhörte, wurde eine schnulzige Ballade gespielt über eine kleine Box, daß auch ja alle was von hatten. Was für eine skurrile Vorstellung!

Total distance: 322.67 km

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