Tag 6 (18/8): Am Ende des Tages ist es vom Himmel gefallen

Es heißt Abschied nehmen vom schönsten Funkloch in Polen. Sollte es mich wieder mal in den äußersten Südosten Polens treiben, dieser Platz gilt als gebucht.
Die weitere Fahrt treibt mich gen Norden, meist auf Nebenstraßen nahe der Grenze zur Ukraine.
Schöne Landschaften laden zum gemütlichen Cruisen ein. Die Berge gehen in sanfte Hügellandschaft über und verflachen sich weiter im Laufe des Tages zu Marschland. Vergleichbar in etwa mit dem Muldental und Brandenburg. Leider, wenn man nicht im Vorfeld recherchiert oder bereits Ortskenntnis hat, überraschen einen kaum Sehenswürdigkeit oder anderweitig sehenswerte Dinge. Lediglich einmal war mitten in der Pampa ein Museumszug mit Dampflok zu bestaunen. Die wieder mal nur polnisch beschrifteten Fotos lassen darauf schließen, daß hier nicht immer Pampa war. Ich stoße, wie auch schon vor 3 Jahren, immer wieder auf alte Gleisanlagen, deren Erscheinungsbild an weit zurück liegende (bessere?) Tage erinnert und mich immer wieder faszinieren. Weiß auch nicht warum, aber sicher meinem Hang zu ‚lost places‘ geschuldet.
Was dann folgt, soll nicht ausgedehnt geschildert werden. Es ist zum Nachmittag wieder mächtig warm um die Ommel, in einer Kleinstadt fließt der Verkehr wie DDR-Kunsthonig, und gegen 5 hab ich die Faxen dicke und bin erschöpft. Aber der nächste Campingplatz ist noch über 40km hin. Und ist eingerahmt von Hotels. Hotels, das lässt schlimmes befürchten. Ich will nicht mehr, aber ich muß. Auch weil sich vor mir der Himmel verdunkelt.
Etwas zügiger geht es nun durch die Ortschaften und über leidlich schlechte Straßen. So schnell, daß ich fast an Gottes Gnade vorbei geschossen wäre. Aus dem Augenwinkel sehe ich zwei Wohnmobile auf einer kleinen Wiese stehen. Und ein Schild, was ein bißchen nach Western ausschaut. Es rattert im Hirn. Campingplatz? Hier auf keine meiner Karten verzeichnet. Privatparty? Egal, ich will grad sowas von nicht mehr, ich wills jetzt wissen. Nach 200 Metern in die Eisen gegangen und umgedreht. Mopete abgestellt, und da kommt mir schon El Chefe entgegen, etwas tätowiert und Bart, wie der Typ aus „300“. Ich frage “Is here campground?“ „Yes!“ Und ich möchte ihn umarmen. Nun, nach dem gestrigen besten Platz mit Funkloch, ist dies heute der beste Platz ohne Funkloch. Naja, sagen wir ein halbes Funkloch. Es reicht, um zu sehen, wie das Konto schrumpft, aber nicht den Reiseblog mit Bildern zu füttern. Ich erfahre, daß es den Platz erst seit einem Monat gibt. Die sanitären Einrichtungen sehen aber nicht nur deswegen noch toll aus, sondern weil auch alles geschmackvoll und mit Liebe hergerichtet ist. Also, der Platz ist von Deutschland ausgesehen sicher nicht um die Ecke, aber wen es mal in den Osten von Polen verschlägt, dieser Platz ist definitiv einen Besuch wert.
Der Abend klang gemeinsam mit der Herbergsfamilie am Lagerfeuer und mit polnischer Wurst am Spiess aus. Ein wunderschöner Tagesausklang!

Total distance: 382.48 km

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert