Während des Morgenkaffees gibts noch ein Schnack mit den Dessauern und ein paar Reisetipps bekomme ich gratis. In Liepāja bestaune ich das größte orthodoxe Gotteshaus des Landes, romantisch eingerahmt von zerfallenen Neubaublocks der nicht so reichen Gegend dieser Stadt. Gleich anschließend gibt es für eine Küstenregion, welche in den beiden Weltkriegen strategisch wichtig lag, die obligatorisch verstreuten Bunkeranlagen in gehäufter Form am Strand zu begutachten. Kennen wir schon aus Dänemark in dieser Form. Die zurechtgelegte Route zur Nordspitze, mit Umweg über Kuldīga muß ich aufgrund Straßen, die den Namen nicht verdienen, wieder auf Fernverkehrsstraßen umplanen. Außerdem ziehe ich erstmals langärmliges und dickere Handschuhe an. Die Sonne scheint zwar immer noch vom feinsten, aber es weht bei 90 Sachen doch ganz schön kühl durch die Klamotten. Wieder ins Landesinnere vorstoßend wird die Strecke auch gleich kurvenreicher, die Ortschaften gefallen nun wieder mehr mit ihrem Antlitz, kurzum, der Fahrspaß nimmt wieder erheblich zu. Es ist bereits nach 4, als ich in Kuldīga eintreffe. Das Städtchen hat einen wunderbaren Altstadtcharme und ich beschließe kurzerhand, hier durch die Gassen zu schleichen. Den eingezeichneten Campingplatz gibt es nicht, so miete ich mir an der breitesten Stromschnelle Europas ein Zimmer. Schade, daß dieses nicht den Charme hat, wie das Äußere des schönen Häuschens. Egal, Klamotten nach Schema einer Explosionszeichnung im Zimmer verstreut, Knippse eingesackt, und losgeschlendert. Was soll ich sagen, das ist bis jetzt das beste, was ich in Lettland gesehen habe. Ok, war ja noch nicht so viel für mich. Wen es mal hier hoch verschlägt, Anguckempfehlung. Ich gönne mir im Ort noch eine Forelle auf lettisch und sitze nun am Venta und bestaune Kuldīga bei Nacht. Die Brücke über den Fluß, sowie die Stromschnelle werden beleuchtet und so hat alles noch mal seinen besonderen Reiz. Ein Tröpfchen Laphroaig und eine Dominico runden die Sache ab. Gute Nacht!
Total distance: 169.81 km