• Kampf ums Kap

    Tag 9 (04/06): Rawhide

     Fast schien es, als würde dieser Tag endlos werden auf dieser E45, die sich fast bis zum Nordkap hochschraubt. Zwar in schöner Natur, aber mit ihren schier endlosen Geraden mit kaum wahrnehmbaren Kurven für einen Kurvenfetischisten, wie mich, eine Nervenübung. Und auf den ersten paar hundert Kilometern fiel mir dann eben dieses Lied Rawhide von den Blues Brothers ein „Rollin‘ Rollin‘ Rollin‘ …Irgendwann am Nachmittag fuhr dann eine gefühlte Stunde ein alter Saab hinter mir her, überholte mich später und stand kurz danach am Straßenrand, um mich in seiner Knipse zu verewigen. Dachte ich mir „So nicht, mein Freund!“, hielt neben ihn an und beknipste seinen alten Saab Bj. 61…

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    Tag 10 (05/06): Lappland

     Nun bin ich da, wo Nils Holgerson immer hin wollte. Und Bernde. In Lappland. So weit, so gut. Zwei Probleme tauchen auf: Mein Lenkkopflager bekommt mangels Bewegung Druckstellen. Mein zweites und dickeres Problem ist mein Hinterreifen. Dieser nutzt sich durch gefräste Asphaltstraßen viel schneller ab als gedacht. Gut, bis nach Hause wäre es eh knapp geworden, aber jetzt schon Glatze? Morgen muß ich nach Reifenhändler Ausschau halten. Mein Ziel, die finnische Grenze, hab ich leider nicht ganz geschafft. Morgen soll bestes Wetter werden und die Bedingungen zum Erreichen des Nordkaps wären hervorragend gewesen. Aber nun brauch ich erst mal einen neuen Reifen. Ansonsten kommt es mir vor, ich hätte ein…

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    Tag 11 (06/06): Feiertag, nicht für mich

     Nicht mein Tag. Ich will kein Risiko eingehen und mich lieber gleich um einen neuen Reifen kümmern, statt am Nordkap mit Glatze da zu stehen. Ich rufe also ein paar Firmen an, und werde immer mit automatischen Ansagen abgespeist. Na gut, dann also zurück in den nächst größeren Ort. Und dann schwant mir was. Ein kurzer Blick ins Internet und mein Verdacht wird bestätigt. Nationalfeiertag in Schweden. Gegen 10 hatte ich sogar den Adac angerufen. Die kümmern sich und rufen mich zurück. Auf die Kümmerei warte ich 10 Stunden später immer noch. Scheiß drauf, ich hab oft genug erfahren, daß die Hilfe eher für andere Kunden im Sinn haben. Hab…

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    Tag 12 (07/06): Der 50-50 Tag

     Ein Tag, nicht Fisch, nicht Fleisch. Erst mal gemütlich gefrühstückt, einmal kurz nach Finnland rüber, rein in die Reifenbude und warten. Der Bote kommt highnoon. Und als der Bote den Laden betritt, hat er meinen Reifen in der Hand. Freu! Eine Stunde später fahre ich neu besohlt und mit puren Optimismus gen Norden. Wobei die Sonne für hießige Verhältnisse gewaltig vom Himmel kracht. Knapp 30°!Folgen wollte ich der vorgeschlagenen Route von meinem Freund Roger. Über Pokka und Inari. Roger, wenn ich nicht genau wüßte, daß wir ein freundschaftliches Verhältnis haben, müßte ich annehmen, daß du mich abgrundtief hasst. Die Straße nach Pokka entpuppt sich als Offroadstrecke vom Feinsten. Erinnerungen an…

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    Tag 14 (09/06): The Show must go on

    Nach dem sich gestern schlagartig ein ganzer Urlaubsplan auf den Kopf stellt, wurden gestern Abend Frustbewältigung und ein Versuch der Rettung des Ganzen unternommen. Ich handle das mal kurz ab. Ich mach 3 Kreuze, sollte ich es wirklich schaffen, mit einem neuen Motor am Donnerstag das Nordkap anzusteuern. Im Kopf schwirren so viele Unwegbarkeiten rum, daß ich mir nicht sicher bin, ob das nicht alles im Fiasko endet.

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    Tag 15 (10/06): Flieg Vogel, flieg

    Alta – 3° Regenschauer. 7 Stunde später Berlin – 30° Schwüle. Da weiß man doch nicht, was man anziehen soll. Mein erster Flug. Habs überstanden. Wobei Alta schon interessant war. So kurz nach dem Start eine 270°-Kehre. Da wurde mir schon etwas mulmig. Ansonsten lief alles glatt und Etappe 2 der Wiederbelebung ist geschafft. Morgen einen Motor zusammen bauen und verpacken. Mittwoch gehts wieder zurück nach Alta.

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    Tag 16 (11/06): Böses Erwachen

    Heute also einen neuen Motor zusammenbauen und verpacken. Kein Thema. Bin ich zum Kaffeetrinken fertig. Bis Bernde mir einen kleinen, aber in seiner Tragweite außerordentlich wichtigen Hinweis gab. Ich solle doch ein bißchen Papiere oder so für den Zoll bereit halten, falls die Fragen haben. Zoll? Riesenscheiße, an die hab ich bei dem ganzen Zirkus überhaupt nicht gedacht. Greife also zum Telefon und es folgen Telefonate mit ADAC und Norwegian Air, bei denen mir immer weiter das Gesicht einschläft. Gewicht war ein Problem, ein kleines. Am Ende hab ich durch Weglassen einiger Teile, die ich vom alten Motor nehmen kann, 19.5kg ohne Verpackungsmaterial erreicht. Zoll? Ich zahle auch Zoll, wenns…

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    Tag 17 (12/06): Alta sehen und …

    Meister Lutz fährt mich aus Dank, daß ich sein Werkzeug benutze und sein Kaffee wegsaufe morgens zum Flixbus. Im Gepäck über 20kg Motor. Im Flughafen Schönefeld stelle ich mich mit flauem Gefühl am Checkin an und warte, bis ich an der Reihe bin. Ich bin kurz vorm Herzkasper. Die Keule kommt. Aber erst die kleine. 3kg Übergewicht. Also der Motor, nicht ich! Macht bei 12€/kg 36€. Und für Flieger Nr.2 von Oslo nach Alta gleich noch mal 36€. Ich bin also 72€ los und der Zoll hat die Kiste noch nicht mal gesehen. Die Kiste rollt auf dem Band davon, ich begebe mich in die Wartezone und mampf erst mal…

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    Tag 18 (13/06): Hoffnung(slos)

    Nun denn, auf zur letzten Etappe der Wiedergeburt. Ich muß zur Werkstatt, in der mein Vehikel auf ein neues Herz wartet. Zu Fuß mit einer Kiste von über 20 Kilogramm! Mit etwas Überredungskunst kriege ich einen deutschen Touristen dazu, mich samt Kiste an der Werkstatt abzusetzen. Läuft doch! Dann folgt Routine. Hinterrad raus, Getriebe raus, Motor raus. Aber, die Schwungscheibe samt Kupplung scheint schon locker zu sein und wackelt schon etwas. Aber die Schraube ist fest!? Dann läuft es mir eiskalt den Rücken runter! Jupp, die Schraube ist fest und hält den Konus der Schwungscheibe auch anständig auf dem Stumpf der Kurbelwelle. Leider hat der Konus mit dem hauptsächlichen Rest…