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Tag 19 (14/06): Kap der guten Hoffnung
Das war es dann also. Gedacht als Vorspiel auf die Lofoten sollte das Nordkap nur Beiwerk werden. Durch die Entwicklung der letzten Tage entwickelte sich die Geschichte um jenes aber anders. Das Kap sollte zum Gradmesser für mich werden. Zum Mass dessen, was mit einer gehörigen Portion Irrsinn und eine Menge Unterstützung guter Freunde nach einem kapitalen Motorschaden 3000km von zu Hause weg, möglich ist. Nach dem mir also das Kunststück gelungen ist, praktisch ohne Hindernisse einen Motor an Board eines Flugzeuges nach Alta zu bringen, zog es mich halb, und drängte mich auch halb zum Nordkap. Ich halte die Kugel nach wie vor für Touristennepp, aber in dem Fall…
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Tag 20 (15/06): Losgelöst
Was war dieser Tag für ein Wohlgefühl für die Sinne! Wenn man reist, stellt sich dieses Feeling, dieses sich Gehen und Treiben lassen meist erst nach ein paar Tagen ein. Man kommt langsam runter, und irgendwann, unbewußt, aber es macht klick und du weißt, ich bin auf dem richtigen Level. Zu Hause geht das vielleicht im Schnellverfahren mit einem Joint. Aber hier brauchst du das Zeugs nicht. Ist ein anderer Zustand, den man einnimmt. Ehrlicher, direkter. Nach Lappland war ich schon soweit. Aber mein Motor war so etwas, wie der Wecker Montags früh um 5 nach einem durchzechtem Wochenende. Sowas will man nicht haben. Die gestrige Fahrt zum Nordkap war…
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Tag 21 (16/06): Lofoten mit Beigeschmack
Mit Senja starte ich den heutigen Tag, welcher abermals komplett in Sonne getaucht ist. Eine herrliche Insel, und doch nur Zwischenziel für mich. Denn das Hauptziel meiner Urlaubsreise sind die Lofoten. Zum greifen nah. Und bis kurz vor Harstad ist es auch ein Traumtag, welcher kurz vorm Anlegen der Fähre leider eine schlechte Wendung nimmt. Auf der Fähre zündet ein Rotzer sein Roller bereits 5 Minuten vor dem Anlegen und nebelt komplett alles zu. Ich kann nicht vor und zurück, und atme seinen ganzen Abgase ein. Ich möchte ihn den Kopf runter reisen. In Harstadt tanke ich unten in der Stadt. Die Sonne prasselt und der luftgeschützte Ort ist aufgeheizt…
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Tag 22 (17/06): Kvalvika Bay
Mit Halsschmerzen und Schnoddernase quäle ich mich heute durch die Lofoten. Die E10 ist nicht immer spektakulär und außerdem gut befahren. Möchte nicht wissen, was hier im Juli/August los ist. Etwas planlos aufgrund meines Zustandes bin ich, wie lange ich noch auf den Lofoten verweile und wann ich mich gen Bodø auf die Fähre begebe. Lediglich die Kvalvika Bay will ich unbedingt noch sehen. Also ab nach Süden und einmal über den Berg gestampft. Ist nicht gut in meinem Zustand, aber ich bin nun einmal hier oben und will mir das jetzt nicht nehmen lassen. Und jetzt, da ich bei heisser Zitrone in einer Hütte in Ramberg sitze, kann ich…
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Tag 23 (18/06): By by Lofoton, Hallo Regen
Schneller als geplant muß ich die Lofoten leider auch schon wieder verlassen. Aus einem Tag ohne Motorrad wird nichts. Allein die Reise zu Oliver dauert locker zwei bis drei Tage. Ach ja, und dann mein Hals und die Rüsselseuche. Zu Hause hätte ich Männerschnupfen und würde den sterbenden Schwan machen. Hier ist das keine Lösung. Und weil ich Dumpfbacke mich nicht um die Fährzeiten nach Bodø gekümmert habe, komme ich erst Nachmittag weg von der Insel und lande um 18 Uhr in Bodø. Klasse, kein Meter gefahren, aber der Tag ist rum. Egal, dafür ist das Wetter im Gegensatz zu den Lofoten trocken. Also ab auf die Piste (E6) und…
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Tag 24 (19/06): Es geht abwärts
Ein kurzes Frühstück, ein heißer Tee, und kurz vor Mittag auf die Piste. Heute sollen nur Kilometer abgespult werden. Am besten bis hinter Trondheim. Mein Arsch stirbt heute mehrmals zwischen dem Polarkreis und Trondheim. Und in der ersten Tageshälfte immer wieder Regen. Noch schlimmer sind aber die vielen Baustellen. Schätzungen aus Gesprächen an Tankstellen gehen von über 50km aus. Aber was ist das schon, gemessen an der Weite des Landes. Wenigstens bekommt man hier den Eindruck, das was passiert. Auch Nachts! In Deutschland sehe ich nur Baustellenampeln, aber kaum einen, der mal buddelt. Die vielen Kilometer heute sind im Vergleich zu sonst unspektakulär. Bin schon zu sehr an das Grandiose…
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Tag 25 (20/06): Den Trollen auf der Spur
Letzte Nacht ging wieder an die Substanz. Zelt und Schlafsack sind nicht gut bei Erkältung. Alles für die Genesung kommt zu kurz. Nützt nichts, auch heute muß es weiter gehen. Dabei ist noch garnicht raus, wohin ich mich eigentlich bewege. Bergen wäre die kürzeste und schnellste Lösung. Ab auf die Fähre und nach Dänemark. Von da an wäre ich in zwei Tagen zu Hause. Oder doch zu Oliver nach Jørpeland, um die Schwungscheibe noch zu wechseln. Fragt sich nur, ob sich das noch lohnt. Mehr als die Hälfte der Strecke von Alta aus hätte ich weg, und bis heute Abend lief die Maschine wie ein Bienchen. Nur das blöde Öl…
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Tag 26 (21/06): Schweres Wasser
Frühstück gibts heute Morgen vom Büfett mit Blick auf die Stabkirche. Auf dem Weg zum Kraftwerk Vemork gibts wieder Naturkost vom Feinsten. Ein Highlight ist das Hochplateau Valdresflye mit 1389 Höhenmetern. Hab ich schon erwähnt, daß ich solche Hochebenen liebe? Ich habe es woanders gelesen, aber sinngemäß hätte es auch von mir sein können: die Fahrt durch diese Landschaft gibt einem das Gefühl zu fliegen. Und weil ich so verliebt in die Landschaft bin, kaufe ich mir noch ein Souvenier als anständiger Tourist, denn die Trolle wollen ja auch von was leben da oben. Seit dem Morgen macht mir ein vorhergesagter stürmischer Wind zu schaffen. Die AWO muß noch mehr…
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Tag 27 (22/06): Es wird gekoogst
Erstmals in diesem Urlaub klingelt mein Wecker. Mein viel zu kurzer Schlaf wird um 6.30 Uhr unterbrochen. In 20 Minuten ist Zelt und Gepäck wieder verstaut und runter gehts zum Fährhafen nach Kristiansand. Zwei Fähren legen fast gleichzeitig ab und der Stau vom Terminal zieht sich bis in den Ort rein. Einmal kurz daran vorbei gehuscht und in die Reihe der bereits wartenden Biker eingereiht. Checkin, antauen, Frühstück fassen gehen, alles kein Problem. Wobei, doch. So viel widerwärtigen Kram hab ich schon lange nicht mehr gefuttert. Hat alles nach der gleichen Chemie geschmeckt und ich fühle mich an den Film von Louis de Funes „Brust oder Keule“ erinnert. Unsere Fregatte…
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Tag 28 (23/06): Intermission I
Convalescentia Tag 1