• K(r)ampf ums Kap - II

    Tag 27 (20/6): Wieder am Anfang – oder was am Ende übrig blieb

    Regen klopft ans Fenster. Du kannst mich mal, denke ich und krieche aus dem Bett. Ich schlürfe durchs Bad, danach in die Küche. Nach dem morgendlichen Ritualen wird eine Regenpause dazu genutzt, die AWO ein letztes mal zu bepacken. Ich schlüpfe, wie so oft, gleich in die Regenklamotten und schleiche von Dannen. Über kleine Straßen hinten rum, um Stau und Aufmerksamkeit ohne Kennzeichen in Eckernförde zu vermeiden. Dennoch glaube ich, daß jetzt des riskanteste Stück für mich kommt. Über 500km sind noch mal ein mächtiges Brett, die möchte ich nicht nur über Nebenstraßen abbummeln. Zumal ich meine physischen Grenzen nach der Reise spüre und so schnell wie möglich daheim ankommen…

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    Tag 26 (19/6): Intermission II

    Etwas Motorrad soll es heute wieder geben. Allerdings nur Wartungsarbeiten. Die Kupplung klemmte immer öfter auf den letzten Kilometern, und einem beklemmendem Gefühl sollte auf dem Grund gegangen werden. Die letzten Tage war zunehmend ein instabiles Verhalten bei langsamer Fahrt wahrzunehmen. Die Suche am Hinterrad hatte noch garnicht richtig begonnen, da war sie auch schon wieder zu Ende. Alle Speichen locker! Alle! Ich kann mir darauf keinen Reim machen. Und der Reifenservice in Trondheim wird ja wohl kaum an den Speichen rumgefummelt haben. Allerdings hätten sie es doch beim Auswuchten bemerken müssen?! Ich fühle allerdings weniger das Verlangen, die Lösung zu finden, als viel mehr den Drang, den Hobel beisammen…

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    Tag 24 (17/6): Blackout II

    Nach unruhigem Schlaf brauchte ich nicht mal den Wecker. Kurz vor 4 blinzelte ich auf die Uhr. Ok, raus aus den Federn. Heute wird ausgelöffelt, was ich mir gestern eingebrockt habe. Ich schleiche mich auf Zehenspitzen zur Rezeption, tausche Schlüssel gegen Launchpaket und rolle mit der AWO ohne Zündung ein Stück den Weg hinunter, um nicht alle Gäste gleich aus dem Schlaf zu scheuchen, wenn ich die Mopete starte. Von nun an wird mir stehts das ungute Gefühl im Nacken sitzen, wie weit ich es ohne Kennzeichen überhaupt schaffen werde. Vielleicht erreiche ich die Fähre nicht mal ansatzweise und stehe stattdessen mit der norwegischen Polizei in der Pampa mit stillgelegtem…

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    Tag 23 (16/6): Blackout

    Es galt einen Plan zu schmieden, wie die weitere Route gen Süden aussehen sollte. Mein Gesundheitszustand war immer noch angeschlagen, aber wenigstens waren die nervenden Halsschmerzen verklungen. Trotzdem hatte ich nach 2½ Wochen immer mehr Sehnsucht nach wärmeren Wetter. Bergen mit seiner Altstadt wäre ein lohnenswertes Ziel gewesen zum Ausklang für Norwegen. Und anschließend rauf auf die Fähre und auf der 18-stündigen Überfahrt alle 5 gerade sein lassen. Also Fähre checken und buchen. Der Preis für Motorrad war gerade noch erträglich. Leider gab es keine Ruhesessel mehr, und so mußte eine Kabine dazu gebucht werden. Summe über 550€! Nee du, so dreckig gehts mir dann doch nicht. Bernde hatte noch…

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    Tag 22 (15/6): Ornithologie

    Erster Blick zur Uhr, zweiter aus dem Fenster. Sieht gut aus. Kurz zur Rezeption getrabt, mich für die Bootsrundfahrt angemeldet, und dann in aller Ruhe Kaffee geschlürft. 11 gings per Chauffeur zum Hafen, wo Johan, der Käpt’n schon auf die Passagiere wartete. Mit mir waren es 7, die allesamt einschifften. Johan gab einiges zum Besten, und obwohl er nur englisch sprach, verstand sogar ich seine Pointen. Teil 1 war also Vogelkunde vom Wasser aus betrachtet. In knapp 2 Stunden gings um die Insel, und nicht allen behagte der manchmal doch heftige Seegang. Heftig aber nur in Bezug auf die kleine Schatulle, mit der wir den Atlantik bewältigen wollten und dieses…

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    Tag 21 (14/6): Runde Sache

    11 Uhr, mein Gott, ich verpenne noch den check-out. Aber erst mal Kaffee, und während dessen komme ich mit meiner Hüttennachbarin ins Schnacken und vergesse nun doch die Zeit. Aber die läuft hier etwas langsamer, auch an der Rezeption. Die Abgeschiedenheit tut wohl ihr übriges. Kann den Platz wärmsten empfehlen.Wie kaum anders zu erwarten, setzt zur Abfahrt wieder der Regen ein, so das ich beim nächsten Tankstop per Telefon dann doch wieder eine Hütte auf Runde buche. Um Ålesund ist ziemlich viel Verkehr, und ich bin froh, als ich endlich runter von der Hauptstraße Richtung Runde abbiege. Und je näher ich dem kleinen Eiland komme, um so mehr manifestiert sich…

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    Tag 20 (13/6): Regenreifenzeit

    Ich habe mir im Vorfeld 3 Adressen für einen Reifenwechsel in Trondheim raus gepickt und steuer als erstes die an, die am vielversprechendsten auch mit Motorradreifen dealt. Ich mach klar, welche Größen so alles passen würden, und dann wird mir ein Angebot gemacht, was ich nicht ausschlagen kann. Obwohl, so im Nachhinein denke ich, für das Sümmchen hatte ich auch mal nach Hause fliegen können, den Briefkasten leeren, und bei der Gelegenheit gleich noch 2 neue Reifen mitbringen können. Ich bekomme einen Motor im Passagierflugzeug mit, da sind 2 Reifen kein Problem. Naja, jedenfalls schlotterten mir die Knie, als ich den Preis sah. Fand aber auch keinen Fehler auf der…

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    Tag 19 (12/6): Highwayman

    Nothing. Nichts. Nur weiter nach Trondheim. Der sich dahinsiechenden Mitas-Bereifung den letzten Rest geben und dort dem (fast) gummilosen Drahtgeflecht die letzte Ruhe zu wünschen. Und hoffentlich nicht schon früher. Und unterwegs geht mir dieser Song, dieser highwayman, nicht aus dem Kopf. Zwei Tage vor Reisestart erst gehört, summt er heute ununterbrochen. Mit Endlosschleife im Kopf erreiche ich meine Hütte kurz Trondheim. Ich habs gepackt!

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    Tag 18 (11/6): Streben nach neuen Rundungen

    Zum Frühstück gibts Tee statt Kaffee. Das sagt schon einiges über meinem Zustand. Steh eh neben den Schuhen. Motorrad gepackt, angehost, Navy angeschalten, und wieso das jetzt? Ich bin locker eine Stunde zu früh dran. Ich schüttle den Kopf über mich und hos mich wieder aus und schmeiß ich aufs Sofa. Oh man! Aber dann gehts wirklich los. Kurz vorm Hafen noch Hustenbonbons geholt und vor Ort in die erste Reihe vorgedrängelt. Nur, da standen schon einige Biker. Und die guckten gerade blöd aus der Wäsche, weil die gerade ablegende Fähre nur wenden sollte, und die Zweiräder von hinten aufzuladen. Die wendete nur eben nicht, sondern verliess schnurstracks den Hafen.…