• K(r)ampf ums Kap - II

    Tag 10 (3/6): Road to hell/Inarisee

    War ne miese Nacht. Die Matraze aus Federkern zu weich und durchgelegen. Viel schlimmer empfand ich hingegen, was mir gestern Abend beim Schreiben meines Reiseblogs vor den Füßen rum lief. Schwarz, etwa 1,5cm lang und lange Fühler. War schneller tot als es wegrennen konnte. Hat mir aber anständig die Laune vermiest. Vielleicht auch deswegen der schlecht Schlaf. Hab dann alles, was noch auf den Boden von mir lag, nach oben befördert. Also es lag fast alles unten. In so einer Hütte allein lass ich ja gern alles stehen und fallen und fang nicht groß mit Ordnung an. Mama hat aber damals ihr bestes gegeben und mein Kinderzimmer war immer aufgeräumt.…

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    Tag 11 (4/6): Subtilität einer Eisenkugel

    Kaffee, Marmelade und Brot, ein letzter Blick über den See, und dann soweit, bis es nicht mehr geht.Am Inarisee „falsch“ abgebogen und ein geschichtliches Fragment aufgesucht. Auf dem örtlichen Campingplatz steht zum Anfassen ein Triebwerk einer Ju-52, welche im Krieg hier von einem russischen Jagdflieger abgeschossen wurde. Nicht das Geschehnis, sondern das Triebwerk berührt mich ein bißchen. Schließlich haben wir die selbe Herkunft.Ich visiere wieder mein Hauptziel an. Dabei komme ich an einen wunden Punkt. Einen sehr wunden Punkt. Kein Motor, kein Hoffnung, und keine Ahnung, wie es weiter geht. So war das 2019. Ich fahre direkt an der NAF-Servicestation vorbei. Nein, ich halte sogar an und betrete die Garage…

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    Tag 12 (5/6): Ich geb mir die Kugel

    Ich räkle und recke mich, und schau verschlafen auf die Uhr. Ist bestimmt nicht 1 Uhr. Ok, es ist 4. Ich glaub, die Spanier von gestern dürften auch nicht mehr da sein. Ich könnte mich rumdrehen und weiter pennen. Aber hey, du Sack hast es bis hierher gepackt, und willst auf das obligatorische Foto mit AWO und dieser subtilen Kugel verzichten? Oh man, quäle dich raus du Sack. Ich schmeiß mich in die Klamotten und trete schlaftrunkend und leicht gebeugt vor die Hütte. Ich erschrecke. Mein Nachbar aus der Nebenhütte packt sein Motorrad. „Na, auch hoch?“ frage ich. Er erwiderte, er könne nicht schlafen. Ja, da käme mir auch als…

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    Tag 13 (6/6): Einfach nur Senja

    Ich bin ein bißchen platt. Ich spule meine Kilometer runter und freu mich auf Senja. Leider bekomme ich davon heute nicht viel zu sehen. Der 13. Tag, nichts schief gegangen. Außer vielleicht das Wetter. Es regnet. Die Abdichtaktion in Finnland hat sich als inzwischen völlig sinnlos erwiesen. Es drückt fleißig aus Kopf- und Fußdichtung raus. Es bricht mich an.Im Raum, wo man kocht und speist, lerne ich abends noch Anne und Micha kennen. Kommen aus dem Raum Bremen und Friesland, bzw. Hamburg, und Anne erinnert mich mit ihrem Dialekt ein wenig an meine Sommerländerin. Schöner Schnack mit den beiden bis Schlafengehenszeit ist.

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    Tag 14 (7/6): Wandertag

    Heute endlich kein Motorrad. Mal bewegen, Füße in Wallungen bringen und den Hintern schonen. Trotz Regenvorhersage für die nächsten 2 Tage werde ich mich heute auf einen Berggipfel transferieren, möge von oben kommen was will. Ich treffe beim Frühstück meine beiden Bekanntschaften von gestern Abend wieder und ich wage zu fragen, ob sie mich, da sie heute abreisen, vielleicht ein Stück des Weges mitnehmen können. Es würde immerhin einiges an Weg sparen. Denn bevor der Wanderpfad beginnt, wären erst einmal ein paar Kilometer die Straße lang zu bewältigen. Zu meiner Überradchung willigen sie nicht nur ein, sondern beschließen auch, mich zu begleiten. Das passt mir wunderbar. Wir fahren bis Fjordgård…

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    Tag 15 (8/6): Sackgasse zur stürmischen See

    Heute ist so ein „mal schauen, was so passiert“-Tag. Eine gesperrte Straße lässt eine wirkliche Rundfahrt auf Senja nicht zu. Laut Locusmap gibt es von Senja zu den Lofoten 3 Fähren. Ich entscheide mich für die südlichste. Auch weil da noch eines altes Fort sein soll. Allerdings treibt mich die Neugier dann doch in die Berge. Und falls ich die Strecke bis zum Ende nehme, kann ich auch die mittlere Fähre nehmen. Eine wunderschöne Strecke mit etwas Regen und eisigem Wind, der durch die Täler weht. Ich fahre nun doch bis zum Ende und lande in Flagstadvåg. Der Hafen sieht leider überhaupt nicht nach Fährbetrieb aus, dafür gibt es einen…

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    Tag 16 (9/6): Lofoten der Länge nach

    Treiben lassen. An mir ist leider kein Dylan Thomas oder Hermann Hesse hängen geblieben, sonst würde ich jetzt in blumiger Sprache über die imposante Einzigartigkeit dieser Landschaftsformation schwadronieren. Die richtigen Worte mögen mir fehlen, nicht aber die Empathie, naturgegebenes zu geniessen. Ich bin so fasziniert, daß ich immer weiter fahre, bis es nicht mehr weiter geht. Haben Inseln ja so an sich. So viele Kilometer hatte ich garnicht auf dem Plan. Ein Wermutstropfen brachte der Tag dann doch mit. Zwar war es endlich mal wieder sonnig und blauer Himmel war wieder ausreichend vorhanden, doch blies allzeit ein eisigkalter Wind von West herein, was mir am Abend dann doch zu schaffen…

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    Tag 17 (10/6): Déjà-vu

    Unglaublich, einfach unglaublich. Wieder hab ich Kvalvika-Bay vor den Augen, und wieder quälen mich Halsschmerzen. Es gleicht sich so mit den Geschehnissen 2019, daß es doppelt weh tut. Das ist Frust pur. Der eisige Wind gestern fordert nun doch sein Tribut. Diesmal quäle ich mich aber nicht über den Berg zur Bucht, sondern beschließe, mir dieses aufzuheben, wenn dieser Sch… Hals mal nicht krank macht. Ich bin ziemlich konsterniert angesichts meines sich sehr zum schlechten geänderten Zustandes.Etwas planlos fahre ich nach Moskenes zum Fährhafen und schaue, ob ich spontan mit der nächsten Fähre mitkomme. Doch je näher ich Moskenes komme, um so mehr drängt es mich hier zu bleiben. Nicht…

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    Tag 18 (11/6): Streben nach neuen Rundungen

    Zum Frühstück gibts Tee statt Kaffee. Das sagt schon einiges über meinem Zustand. Steh eh neben den Schuhen. Motorrad gepackt, angehost, Navy angeschalten, und wieso das jetzt? Ich bin locker eine Stunde zu früh dran. Ich schüttle den Kopf über mich und hos mich wieder aus und schmeiß ich aufs Sofa. Oh man! Aber dann gehts wirklich los. Kurz vorm Hafen noch Hustenbonbons geholt und vor Ort in die erste Reihe vorgedrängelt. Nur, da standen schon einige Biker. Und die guckten gerade blöd aus der Wäsche, weil die gerade ablegende Fähre nur wenden sollte, und die Zweiräder von hinten aufzuladen. Die wendete nur eben nicht, sondern verliess schnurstracks den Hafen.…

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    Tag 19 (12/6): Highwayman

    Nothing. Nichts. Nur weiter nach Trondheim. Der sich dahinsiechenden Mitas-Bereifung den letzten Rest geben und dort dem (fast) gummilosen Drahtgeflecht die letzte Ruhe zu wünschen. Und hoffentlich nicht schon früher. Und unterwegs geht mir dieser Song, dieser highwayman, nicht aus dem Kopf. Zwei Tage vor Reisestart erst gehört, summt er heute ununterbrochen. Mit Endlosschleife im Kopf erreiche ich meine Hütte kurz Trondheim. Ich habs gepackt!